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Bildungs- und Erziehungswissenschaft (B.A.)

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Sozialisation und Lernen

Diese Beispielaufgabe stammt aus dem Modul Sozialisation und Lernen.


Lernen ist als eine erfahrungsbedingte, relativ überdauernde Veränderung eines Organismus, der nicht durch Reifung oder (vorübergehende) innere Zustände bedingt zu verstehen. Bei Lernprozessen handelt es sich demnach um eine relativ überdauernde Veränderung als Ergebnis von Lernen. Diese Veränderung ist nicht durch Reifung oder vorübergehende innere Zustände bedingt. Erfahrung wird hier als Voraussetzung und/oder Ursache für Lernen gesehen.

Klassische Konditionierung

Bei der klassischen Konditionierung handelt es sich um eine Lerntheorie von Iwan Pawlow (1849-1936) welche besagt, dass einem natürlichen, zumeist angeborenen, Reflex durch Lernen ein neuer, in diesem Fall bedingter, Reflex hinzugefügt werden kann.

Pawlow hat diese Lerntheorie zunächst an Hunden getestet. Immer wenn der Hund Futter bekommen hat, wurde dies mit einem Glockenton kombiniert. Der Hund lernte dadurch den Reiz, immer wenn ein Glockenton zu hören ist, gibt es Futter. Schon nach wenigen Wiederholungen reagierte der Hund nur auf den Glockenton und ein Speichelfluss war bei ihm zu beobachten. Ohne, dass es Futter gab.

 

Im Rahmen ihres Studiums werden Sie weitere Lerntheorien kennenlernen (z.B. Behaviorismus, Kognitivismus, Konstruktivismus).

 

Analysieren Sie die folgenden Beispiele daraufhin, welche Formen von Lernen stattgefunden haben! Sie finden auf dieser Seite einige Hinweise zur Lösung dieser Aufgabe.

Uwe ist ein hyperaktives Kind, ein richtiger "Zappel-Philipp". Die Lehrerin weiß das. Sie bemüht sich darum, sein Verhalten ruhiger werden zu lassen, indem sie ihm jedes Mal, wenn er eine bestimmte Zeit lang ruhig gearbeitet hat, einen Klebstern aufs Pult legt. Uwe freut sich dann darüber. Sie hat allerdings vorher abgeklärt, ob ein solcher Stern für Uwe tatsächlich eine Auszeichnung ist, also sein Verhalten positiv zu verstärken vermag.

Hier wird ein positives Verhalten aufgebaut. Da die Lehrerin dies vorher mit Uwe besprochen hat, empfindet er es als Belohnung. Es erfolgt daher ein Aufbau positiven Verhaltens durch intermittierende Verstärkung mit festem Intervall.

Seit kurzem ist Uwe wieder viel unruhiger. Die Lehrerin vereinbart mit ihm ein Ziel: eine Zeitspanne für das Ruhigsitzen, während der er sich nicht vom Platz bewegen soll. Das macht ihm schon Mühe! Die Lehrerin unterstützt ihn aber, indem sie ihn, wenn es kritisch wird, anschaut und ihm ein für andere unauffälliges Zeichen gibt. Das hilft Uwe, er bleibt ruhig und erhält dann auch seinen Stern. Im Laufe des Lernens gibt die Lehrerin für immer länger werdende Stillsitzzeiten eine positive Verstärkung. Schließlich verstärkt sie nur noch jede Verhaltensweise positiv, die deutlich auf konzentriertes Arbeiten hin steuert, so beispielsweise im Unterricht nicht nur das ruhige Am-Platz-Bleiben, sondern eine sorgfältige Mitschrift des Tafelbildes.

Die Lehrerin identifiziert hier einen Verstärker für den konkreten Lerner, in diesem Fall Uwe. Durch die Gabe eines diskriminativen Stimulus (vereinbartes Zeichen der Lehrerin mit Uwe) als Ankündigung des Ausbleibens erfolgt eine positive Verstärkung (Uwe bekommt einen Stern).

Ina hat ihre dritte Reitstunde. Sie hat großen Spaß und hat auch schon so viel Fortschritt gemacht, dass sie heute erstmalig galoppieren darf. Sie versucht sich im Sattel zu halten, aber nach der dritten Runde schafft sie es nicht mehr. Sie rutscht seitlich vom Pferd und liegt in der Sandbahn, während das Pferd weiter im Kreis galoppiert. Ina weint und will nicht mehr aufs Pferd. Der Lehrer führt das Pferd heran, redet beruhigend auf beide ein und überredet schließlich das Mädchen, noch einmal kurz aufzusteigen - danach dürfe sie dann auch für heute das Training beenden.

Das Pferd ist hier als diskriminativer Stimulus für eine zu erwartende Bestrafung zu betrachten. Ina hat Angst, dass sie erneut vom Pferd stürzt. Daher möchte sie das Reiten vermeiden. Dadurch gibt es eine Aufrechterhaltung der Vermeidungsreaktion durch negative Verstärkung (Ausbleiben von Stürzen). Die Aufhebung des Lerneffektes erfolgt durch Verhindern der Vermeidungsreaktion. Der Reitlehrer argiert hier daher mit einer direkten (positiven) Bestragung (Bestrafung durch Reizdarbietung).

Marita hat mit ihrer Studiengruppe eine aufregende Reise in ein Entwicklungsland gemacht. Dort ist sie aber auch einmal in eine sehr verängstigende Situation geraten: Ein ganz verwahrloster Junge hat ihr ihre Tasche weggerissen und ist damit weggerannt. Seit Marita wieder zuhause ist, fühlt sie sich oft ängstlich - ganz anders als früher: Sie fürchtet sich davor, auf der Straße fremden Menschen zu begegnen. Maritas Freund tröstet sie dann immer. Er hat jetzt seinen Schichtdienst so gelegt, dass er Marita immer begleiten kann, wenn sie aus dem Haus gehen muss.

Hierbei handelt es sich um die klassische Konditionierung von Angst. Maritas Freund bietet eine positive Verstärkung gezeigter Angst. Da er sie in ihrem Verhalten unterstützt, kann der negative Reiz (Erlebnis während der Studienreise) nicht gelöscht werden.

Immer wenn er eine unangenehme Arbeit erledigen soll und schon viel Zeit mit "innerer Vorbereitung" hat nutzlos verstreichen lassen, zündet sich Fred eine Zigarette an.

Hinweis: Es handelt sich hier um einen zweiseitigen Lernprozess!

Bei Fred werden zwei Verhaltensweisen verstärkt: Trödeln & Rauchen. Beim Trödeln erfolgt eine positive Verstärkung durch Selbstverabreichung einer Belohnung durch das Rauchen. Das Rauchen selbst ist dabei als negative Verstärkung durch Reduktion von Spannung oder durch Beendigung der "Entzugserscheinungen" des Nichtrauchens zu sehen. Fred wird die unangenehme Situation los – die Steuererklärung kann schließlich auch später noch geschrieben werden.

Holger ist total aufgeregt, weil am nächsten Morgen eine entscheidende Klausur zu schreiben ist. Er versucht, sich durch zwei drei Gläser Wein zu entspannen. Auf dem Weg zur Uni trifft er Sven - der schreibt immer von allen aus der Seminargruppe die besten Klausuren. "Ich habe gestern ganz ordentlich ins Glas geschaut - das wird sicher nichts werden mit meiner Klausur", sagt Holger zu Sven.

Holger ist sehr aufgeregt und trinkt daher am Abend vor der Klausur Wein. Hierbei handelt es sich um negative Verstärkung durch Wegnahme der negativen Befindlichkeit durch Alkohol. Hinzu kommt eine negative Verstärkung durch Wegnahme des Drucks, gegenüber dem leistungsstarken Sven zu bestehen.

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