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Philosophie (B.A.)

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Tobias Alexander Wieland, Promotionsstudent an der Freien Universität Berlin

Wie würden Sie Ihre derzeitige Tätigkeit kurz definieren?

Ich bin Promotionsstudent im Fach Philosophie und unterrichte in diesem Rahmen am Institut für Philosophie der FU. Ich bin also sowohl lehrend wir lernend. Zudem bin ich Mitarbeiter an einem Lehrstuhl.

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Der Alltag besteht im Semester in der Vor- und Nachbereitung der Lehrveranstaltung. Da ich noch recht unerfahren bin, nimmt das ca. einen Tag die Woche ein. In den Ferien kommt die Betreuung der Hausarbeiten und sonstigen Prüfungsformen hinzu. Im Rahmen meiner Tätigkeit am Lehrstuhl bin ich darüber hinaus damit befasst, entstehende Texte des Arbeitsbereichs zu lektorieren, Literatur zu recherchieren und Konferenzen mit zu organisieren. Das sind ca. 10 Stunden die Woche.

In der Hauptsache bin ich aber mit meiner Promotion befasst. In der deutschen Tradition heißt eine Promotion - anders als in etwa in den USA - in der Regel, dass man ein erstes Buch schreibt, eine sogenannte Monographie. Ich interpretiere eine Philosophie aus dem Kontext des frühen 19. Jahrhunderts und untersuche, welche Bestandteile und Überlegungen dieser Philosophie für uns Heutige interessant und aufschlussreich sein können. Dies nimmt ca. 30 Arbeitsstunden die Woche in Anspruch und besteht in Lesen, Rezipieren fremder Texte und dem Verfassen eigener Texte.

Warum haben Sie sich damals für ein Studium der Philosophie entschieden? Was hat Sie damals fasziniert und was heute?

Ich habe in der Schule die ›Laberfächer‹ geliebt: Deutsch, Geschichte, Politik und auch schon erste Philosophie-Kurse in der Oberstufe gewählt. Wer an der Diskussion mit Anderen über Themen des menschlichen Selbst- und Weltverhältnisses Freude hat und persönlichen Erkenntnisgewinn daraus zieht, ist, so denke ich, gut im freien Denken. Es geht nämlich weniger darum, unmittelbare handlungsleitende Konsequenzen zu ziehen, sondern eine eigene Position zu finden und bei guten Gegengründen zu revidieren, aber auch darum, sie zu verteidigen. Genau das hat mir zu Schulzeiten die Beschäftigung mit der Philosophie in Aussicht gestellt.

Hinzugekommen ist durch das Studium der Philosophie ein thematischer Fokus. Ich brenne für gesellschaftliche und zeitgeist-kritische Fragen. Was ist Freiheit? Was heißt Vernunft? Wie ist ein gutes Verhältnis von der modernen Vielfalt der Lebensweisen und dem Erfordernissen des Zusammenzuleben zu artikulieren? Was bedeutet ein gelingendes Leben heute?

Ich kenne kein anderes Fach, in dem diese Fragen in ähnlicher begrifflicher Konsequenz entwickelt und diskutiert würden. Das fasziniert mich an der Philosophie. Sie hat nämlich auch hohe persönliche Relevanz. Wer diese Frage als bloße theoretische Fragen thematisiert, die mit dem eigenen Leben in keinerlei Verbindung stünden, trennt Theorie und Praxis auf eine Art, die nicht meine Art ist. Theorie und Praxis gehen Hand in Hand, allein schon weil es keine Praxis ohne Theorie gibt.

Haben Sie nach Ihrem BA-Abschluss noch ein Master-Studium absolviert oder planen Sie dieses?

Ja. Diesen Schritt kann ich dann empfehlen, wenn die Lust am freien Denken, dem Durchdringen der Philosophien anderer und dem Finden und Konstruieren der eigenen Philosophie im Rahmen der akademischen Ausdrucksweise Spaß und Freude macht. Manche empfinden die Akademie auch als Beschränkung. Dann schiene mir der weitere Weg eher als vermeidbares Mühsal. Das Großartige an der Philosophie ist ihre Vielseitigkeit. Ein Master-Studium, das in eine andere Richtung geht, kann von einem Grundstudium der Philosophie sehr profitieren.

Persönlich fühle ich mich in der akademischen Welt gut aufgehoben und war für sicher, den vertiefenden Weg des MA-Studiums einzuschlagen.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende, erfüllt?

Ich habe meine Masterarbeit als Vorstudie meiner Promotion durchgeführt und dadurch früh für mich erkannt, dass mir Autor und Thema liegen. Der Schritt in die Promotion ergab sich also organisch durch das Thema und persönlich die Förderung und Forderung meines Betreuers.

Mit der Promotion beginnt sich das Studium in einer wesentlichen Hinsicht zu verändern. Die akademische Welt ist nämlich als Berufswelt von Konkurrenz und Wettbewerb geprägt. Die finanziellen Mittel für die Durchführung der Forschung und das monatliche Auskommen sind begrenzt und werden von daher nur als vielversprechende Projekte und Personen vergeben. Da muss man mit Frustrationserfahrungen rechnen. Ich war nie naiv, habe aber auch etwas unterschätzt, wie stark der Wettbewerb ist. Der Weg in die Wissenschaft ist steinig und fordert ein gerüttet Maß an Toleranz gegenüber dem eigenen Misserfolg und an Freude für die Erfolge Anderer.

Gleichzeitig belohnt dieser Weg früh mit großer Freiheit und Selbstbestimmung. Das habe ich zwar auch erwartet, aber diese Erwartung werden tatsächlich übererfüllt.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben? Hat das Studium Sie gut vorbereitet?

Es sind unzählige Dinge, die ich gelernt habe. Sie lassen sich vielleicht am besten in zwei Hinsichten einteilen. Es gilt, Informationen und Argumente schnell aufzunehmen, für sich zu strukturieren und zu bewerten. Man lernt in gewisser Weise neu zu lesen und zu zuhören. Die Auffassungsgabe wird trainiert. Betrifft dies eher die Seite der Aufnahme, kommt noch die Seite der Ausgabe hinzu. Es gilt nämlich auch, die eigenen Positionen vor Publikum rhetorisch überzeugend zu entfalten und klar und nachvollziehbar zu entwickeln. Weiter werden das schriftliche Ausdrucksvermögen und die Fähigkeit der begrifflichen Zuspitzung gefordert wie gefördert. Genau das macht das Studium in meinen Augen so vielseitig und bereitet auf alle möglichen Einsatzszenarien vor.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Da wären v.a. die oben genannten Vermögen des Auffassens und Abfassens von Informationen und Argumenten zu nennen. Wichtig ist auch, sich eine gute Arbeitsatmosphäre zu stiften. Was brauche ich, um entspannt arbeiten zu können? Es geht nichts ohne die eigene Kreativität und die will umhegt und umsorgt werden.

Was ich selber nicht gemacht habe, aber nun täte, wenn ich nochmals mit dem Studium begönne, wäre die Lehramtsoption zu wählen. Das erhöht die eigenen Chancen immens. Nicht nur steht eine Laufbahn an der Schule offen, die ein sicheres und spannendes Berufsfeld bietet, sondern auch der Weg in die Didaktik der Philosophie, die ebenfalls hochspannend ist. Das Besondere der Philosophie ist die enge Verknüpfung von Lehre und Forschung. Didaktik zu reflektieren und zu beherrschen ist daher in keiner Weise eine ›niedere‹ Kunst. Im Gegenteil. Wer forscht und die eigenen Überlegungen für Andere ohne diese Spezialwissen nicht aufbereiten kann, forscht schlecht.

Empfehlenswert sind aus meiner Sicht Praktika im Verlagsbereich oder bei Zeitungen. Diese Arbeit fordert die Qualifikationen, die im Philosophie-Studium gefördert werden, und fördert sie auch dadurch. Ein wichtiges Arbeitsfeld der Absolvent*innen der Philosophie ist der Journalismus und das Verlagswesen.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Das großartig Gefühl, dass wahres Wissen nicht im festen Wissen besteht, sondern in der Erfahrung des Lernens neuer Zusammenhänge und Perspektiven, im Flüssigwerden des Festen. Diese Erfahrungen gehen oft von Verwirrungen und Vieldeutigkeiten der Vielfalt der Sprache aus. Wer Sprache mag, wird Philosophie lieben. »Ein philosophisches Problem entsteht, wenn die Sprache feiert.«

Welchen Rat würden Sie Studierenden geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Philosophie ist ein sehr persönliches Fach. Also nehmt Euch Zeit für die Entwicklung und Gestaltung der eigenen Persönlichkeit. Das ist viel wichtiger als das, was man so tut, wenn man nur auf Regelstudienzeiten oder Karrieretrendforschung blickt. Tut das, was ihr tut, mit aller Leidenschaft und Lust und nicht unter dem Befehl seiner marktförmigen Verwertbarkeit. Ihr seid das Maß Eurer Selbst, nicht der Arbeitsmarkt.