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Kunstgeschichte (B.A.)

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Dr. Stephan Kemperdick, Kustos für Altniederländische und Altdeutsche Malerei der Berliner Gemäldegalerie

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Skizzieren Sie Ihren Berufsalltag (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.).

Ich arbeite in der Gemäldegalerie der Staatlichen Museen zu Berlin und betreue die Sammlungsbereiche der niederländischen, deutschen und französischen Malerei von den Anfängen bis ca. 1570. Grundlegend für diese Tätigkeit ist zunächst einmal eine gründliche Kenntnis der eigenen Bestände. Das wiederum schließt ein, dass ich mich über Forschungen zu einzelnen Werken oder Künstlern, die bei uns vertreten sind, auf dem Laufenden halte – durch Publikationen, durch den sehr wichtigen Austausch mit Kollegen im In- und Ausland und nicht zuletzt durch den Besuch einschlägiger Ausstellungen.

Zu den konkreten Aufgaben eines Kustos gehören vor allem die aktive Erforschung der eigenen Bestände, deren Präsentation in den Galerieräumen und das Vorbereiten und Durchführen von Ausstellungen. Die Forschung zu einzelnen Objekten oder Objektgruppen ist für mich besonders gewinnbringend, zumal die materielle Zugänglichkeit der Stücke im Museum einmalige Untersuchungs- und Erkenntnismöglichkeiten bietet; solche Untersuchungen werden gewöhnlich mit der Unterstützung von Restauratorinnen oder Restauratoren durchgeführt. Das Ergebnis größerer Recherchen solcher Art kann ein Bestandskatalog der Sammlung sein. Ich selbst habe von 1999 bis 2002 am Städel in Frankfurt und vor wenigen Jahren noch einmal in Berlin an Bestandskatalogen zur altdeutschen Malerei gearbeitet; aus meiner Sicht waren dies besonders interessante und lehrreiche Tätigkeiten.

Eine sehr lohnende Herausforderung besteht außerdem im Hängen der Werke, also ihrer Verteilung und Zusammenstellung in den Räumen des Museums. Jede neue Hängung, jede neue Nachbarschaft verändert den Blick auf und damit die Wahrnehmung und ggf. auch die Wertschätzung von Werken. Entsprechend haben die getroffenen Entscheidungen sehr große Wirkung, selbst wenn dies etlichen Besuchern der Galerie kaum bewusst wird. Das Hängen ist zudem eine Aufgabe, die eine hohe ästhetische Kompetenz und ein Gefühl für die Wechselwirkungen von Objekten voraussetzt. Deshalb spielt die Erfahrung eine große Rolle, die zu gewinnen abermals eine besondere Freude darstellt.

Durch Wechselausstellungen ziehen Museen gegenwärtig weit mehr Aufmerksamkeit auf sich als durch die Sammlungen selbst, doch ist es vor allem aus finanziellen Gründen – aber auch wegen der eingeschränkten Leihfähigkeit vieler Objekte – keineswegs immer möglich, Ausstellungen durchzuführen. Wenn dies doch der Fall ist, sind von Kuratorin oder Kurator Konzepte zu erarbeiten, ggf. andere Wissenschaftler einzubinden, Texte zu schreiben, Verhandlungen über Leihgaben zu führen, finanzielle Mittel zu beschaffen usw.

Im gewöhnlichen Arbeitsalltag indes, der bei uns ungefähr 8 Stunden bei Gleitzeit zwischen etwa 9-10 und 18-19 Uhr bedeutet, sind etliche andere, nicht immer faszinierende Aufgaben zu erfüllen. Darunter fällt, Anfragen zu beantworten, Fotowünschen nachzukommen, anderen Forscherinnen und Forschern Bildakten oder auch Werke im Depot zugänglich zu machen, mitunter Gutachten zu schreiben oder Werke in fremdem Besitz zu begutachten. Nicht selten wird man ferner gebeten, für fremde Ausstellungen oder andere Publikationen Beiträge zu leisten. Abhängig vom eigenen Engagement, bieten sich außerdem diverse Gelegenheiten, Vorträge auf Tagungen etc. zu halten.


Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Kunstgeschichte entschieden?

Kunst, speziell Malerei hat mich schon interessiert, als ich um die 15 war – damals allerdings nur die Moderne. Irgendwann habe ich die Vielfältigkeit und das für mich ganz Neuartige der alten Meister entdeckt und es mit Kunstgeschichte versucht.


Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender, erfüllt?

Am Ende des Studiums schien mir der Umgang mit Originalen reizvoller als die theoretische bzw. rein akademische Beschäftigung damit – Museum lag somit nahe. Und ich bereue diese Entscheidung nicht.


Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben? Was hat gefehlt?

Wichtig war sicherlich ein gewisser Überblick, den ich über die europäische Kunstgeschichte gewonnen habe, darunter so simple Dinge wie eine einigermaßen breite Denkmälerkenntnis – der Überblick ist unverzichtbar, selbst wenn ich über die meisten Abschnitte davon nicht aktiv arbeite. Ebenso wichtig war sicherlich etwas, das ich seinerzeit gar nicht mochte und eher zu vermeiden suchte: Das Schreiben von Texten, ob sie nun besonders wissenschaftlich sind oder nicht. Ohne ein größeres Maß an Übung auf diesem Feld kann man allerdings kaum Wissenschaftler werden. Das gilt ebenso für das Vortragen, das ich jedoch eher nach dem Studium üben konnte. Ob Entscheidendes gefehlt hat, weiß ich nicht mehr.


Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Berufszweig nützlich oder essentiell sind?

Praktika im Museum sind sicherlich nützlich, denn sie vermitteln nicht nur einen ersten Blick hinter die Kulissen, sondern können ggf. auch einen neuen Zugang zu den Objekten erschließen. Macht sich außerdem gut im Lebenslauf.


Gibt es etwas im Studium, dass Ihnen in besonderer Erinnerung geblieben ist?

Exkursionen. Die haben mir mehr Werke nahe gebracht als die meisten Vorlesungen (aber nichts gegen letztere!). Man lernt Objekte anders kennen, in ihrer realen Größe und Materialität und an einem konkreten Ort. 


Welchen Rat würden Sie Studienanfängerinnen und Studienanfängern geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Sich Kenntnisse von Originalen aneignen, d.h. regelmäßig in Sammlungen gehen – allein hier vor Ort sind die so gut wie unerschöpflich, ebenso in Ausstellungen. Und vorzugsweise über Objekte arbeiten, die einen ansprechen und interessieren. Und, wie gesagt, ein Praktikum schadet auch im CV nicht.