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Kunstgeschichte (B.A.)

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Beispielaufgabe Schwerpunkt Afrika

Unten sehen Sie eine Arbeit des Künstlers El Anatsui, die im Rahmen der Ausstellung Who knows tomorrow (2010) die Fassade der Alten Nationalgalerie in Berlin zu großen Teilen „verhüllte“. Diese monumentale Skulptur trägt den Titel Ozone Layer and Yam Mound(s)




El Anatsui, Ozone Layer and Yam Mound(s) (2010), Aluminium und Kupferdraht, Installation an der Fassade der Alten Nationalgalerie Berlin im Rahmen der Ausstellung "Who Knows Tomorrow", Staatliche Museen zu Berlin, Nationalgalerie
Quelle: Kerstin Schankweiler, with kindly permission by the artist and the October Gallery, London.




Die Arbeit ist aus Kronkorken und Flaschenverschlüssen alkoholischer Getränke gefertigt, die zunächst platt gewalzt oder gefaltet und dann mit Kupferdraht massenweise miteinander verknüpft werden. Das Material, eigentlich ein Wegwerfprodukt, erhält durch diese originelle Verarbeitung einen überraschenden ästhetischen Reiz, wirkt äußerst pracht- und wertvoll, und wird so eher mit Gold und Brokat oder Gobelin assoziiert als mit Altmetall.

Mit spektakulären Arbeiten wie dieser, die zu seiner sogenannten Cloth-Serie gehören, wurde der Künstler international bekannt, spätestens nach seiner Teilnahme an der 52. Biennale von Venedig 2007. El Anatsui wurde 1944 in Anyako, Ghana, geboren und studierte in Kumasi Bildende Kunst. Seit 1975 ist er Professor für Skulptur an der renommierten Universität von Nigeria in Nsukka, an der eine der wichtigsten Kunstschulen Afrikas angegliedert ist.

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Der Künstler verwendete für die Herstellung der Arbeit gebrauchtes Material, das er quasi „recycelt“ und damit auch auf die Konsumkultur anspielt.

El Anatsui verwendet gebrauchte Flaschenverschlüsse, die er aus ihrem gewohnten funktionalen Kontext herauslöst und in einen neuen, den Kunstkontext, überführt. Das Material wird transformiert und kann als Metapher Themen wie Warenhandel und Konsum evozieren.

Ozone Layer and Yam Mound(s) erinnert in den formalen Qualitäten an Textilien und bezieht sich auch ganz konkret auf ghanaische Kente-Stoffe, deren Muster und Farbigkeit in der Arbeit anklingen. 

Tatsächlich erinnern diese wie auch andere Arbeiten des Künstlers in der Kombination der Flaschenverschlüsse an Kente-Stoffe, die ursprünglich bei den Akan und Ewe in Ghana und Togo hergestellt wurden. Die Stoffe werden in einem sehr spezifischen Verfahren auf sogenannten Schmalbandwebstühlen gefertigt, wobei die entstehenden Stoffbahnen anschließend zusammengenäht werden. Wie die Textilien sind auch die Arbeiten von El Anatsui von visuell komplexen Unregelmäßigkeiten durch die Kombination der Einzelteile geprägt. Der Künstler fertigt zunächst Versatzstücke, die später, wie bei der Kente-Weberei, zu einer Gesamt-Komposition verknüpft werden. Als Material für Kente diente übrigens zunächst lokal vorkommende Baumwolle, aber ab dem 19. Jahrhundert auch importierte Ware und Seidenfäden, die aus eingeführten und aufgetrennten Kleidern stammte. Kente steht somit auch für die Aneignung ‚fremden‘ Materials und globale Austauschprozesse, deren Geschichte El Anatsui aufruft.

Das Metall, aus dem die Arbeit gefertigt ist, soll in seinen starren und unbeweglichen Qualitäten hervorgehoben werden.

Über seine Technik sagt der Künstler: „In effect, the process was subverting the stereotype of metal as a stiff, rigid medium and rather showing it as a soft, pliable, almost sensuous material capable of attaining immense dimensions and being adapted to specific spaces.” So achtet er bereits bei der Produktion der einzelnen Teile – er unterhält dazu eine ganze Werkstatt mit zahlreichen Mitarbeitern – insbesondere auf die Beweglichkeit: Die flexibel miteinander verbundenen Metallteile müssen in alle Richtungen „fallen“ können, um einen tatsächlich stoffähnlichen, organischen Faltenwurf zu erzielen. Bei der hier gezeigten Berliner Installation spielte der Aspekt der Bewegung eine besondere Rolle, denn durch die Anbringung der Arbeit im windigen Außenraum bewegte sie sich.

Die Flaschenverschlüsse, die er als Material benutzt, bergen für den Künstler eine historische Referenz, weil Alkohol eine wichtige Handelsware im Kontakt zwischen Europäern und Afrikanern war.

Nicht nur Alkohol, sondern auch Textilien waren eine verbreitete Handelsware. Textilien haben in manchen Gesellschaften Afrikas eine Erinnerungsfunktion, und entsprechen quasi der Funktion von Monumenten in Europa. Diese Eigenschaft von Textilien verknüpft El Anatsui mit seinem Material und erinnert damit auch an die später aus dem Handelskontakt zwischen Afrika und Europa resultierende Geschichte von transatlantischem Sklavenhandel und Kolonialismus.

Mit der Installation der Arbeit an der Fassade der Alten Nationalgalerie unter dem goldenen Schriftzug „DER DEUTSCHEN KUNST MDCCCLXXI“ möchte El Anatsui seine Zugehörigkeit zur deutschen Kunst bekräftigen. 

Kunst aus Afrika war lange Zeit in europäischen Kunstmuseen nicht präsent. Die Alte Nationalgalerie, die 1876 zur Hochzeit des deutschen Nationalismus und nur fünf Jahre nach Erlangung der politischen Einheit der deutschen Nation eingeweiht wurde, nahm mit dem weithin sichtbaren Schriftzug für sich in Anspruch, diese nationale Einheit auch in der Kunst zu realisieren. Die Ausstellung der Arbeit El Anatsuis an der Fassade im Jahr 2010 provoziert ein Nachdenken über diese Geschichte und die Kriterien des Ein- und Ausschlusses einer konstruierten Kategorie wie die der „deutschen Kunst“. 

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