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Griechische Philologie (B.A.)

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Dr. Claudia Ludwig, Wissenschaftliche Mitarbeiterin in einer Forschungseinrichtung

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor? Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Für etwa drei Jahre war ich wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Freien Universität Berlin. Während dieser Zeit habe ich Lehrveranstaltungen abgehalten, mich an der Verwaltung des (sehr kleinen) Byzantinisch-Neugriechischen Seminars beteiligt und an meiner Promotion gearbeitet. Die Arbeitszeit konnte ich ziemlich frei gestalten, solange die anfallende Arbeit erledigt wurde.

Seit gut zwanzig Jahren arbeite ich an der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften in wissenschaftlichen Forschungsprojekten. Angestellt wurde ich für die „Prosopographie der mittelbyzantinischen Zeit“, ein Personenlexikon für die Zeit von 641-1025. Wir haben in einem Team von mehreren Wissenschaftler*innen sämtliche Informationen gesammelt über Personen, die entweder im Byzantinischen Reich gelebt haben oder mit diesem irgendwie in Verbindung standen. Dazu haben wir Quellentexte in verschiedenen Sprachen ausgewertet und mehr oder weniger umfangreiche Biographien der einzelnen Personen verfasst. Weil wir alle unterschiedliche Spezialgebiete hatten, haben wir uns zum einen regelmäßig ausgetauscht und Probleme besprochen, zum anderen mussten wir und konnten uns auch auf die Ergebnisse der anderen verlassen. Dieser Austausch sowohl im eigenen Team als auch mit den Kolleg*innen in anderen Forschungsvorhaben ist einer der großen Vorteile der Arbeit an einer größeren Forschungseinrichtung.

Jetzt arbeite ich in einem Projekt, das teils gräzistisch und teils byzantinistisch ist, nämlich der Edition von byzantinischen Aristoteles-Kommentaren. Dazu wird die Überlieferungsgeschichte des jeweiligen Kommentars geklärt, Text und kritischer Apparat werden erstellt, und es wird auch eine Übersetzung angefertigt, unabhängig davon, ob letztere publiziert wird oder nicht. Außerdem ist ein Vergleich des Textes mit der entsprechenden Schrift des Aristoteles wichtig und mit eventuell vorhandenen weiteren spätantiken oder byzantinischen Kommentaren, um den Text rezeptionsgeschichtlich einzuordnen. Es kann sinnvoll sein, die Ergebnisse dieser Vergleiche in weiteren Apparaten zu dokumentieren. In jedem Falle werden alle wichtigen Informationen zu Autor, Überlieferung, Text und Edition in einer Einleitung zusammengefasst. Möglich ist auch eine Kommentierung des Textes.

Theoretisch bin ich eine normale Angestellte mit einer 39-Stunden-Woche und gleitender Arbeitszeit (d.h. Anfang und Ende der Arbeitszeit jeden Tag kann ich in einem gewissen Rahmen selbst bestimmen), aber in der Wissenschaft sind die Grenzen zwischen Arbeit und Freizeit insofern fließend, als man sich zumindest zeitweise (besonders bei Termindruck) auch außerhalb der eigentlichen Arbeitszeit mit dem Forschungsgegenstand beschäftigt oder einen Aufsatz schreibt bzw. einen Vortrag ausarbeitet, die nicht Bestandteil des Projektes sind, für das man arbeitet. Es gibt keine Urlaubs- oder Krankheitsvertretung, was liegenbleibt, muss trotzdem von mir erledigt werden. Die Erwartung an Wissenschaftler*innen ist in der Regel, dass sie für ihren Beruf leben und wenig bis keine anderen Interessen verfolgen. Mir persönlich ist ein gewisser Ausgleich wichtig, damit der Bezug zum „richtigen Leben“ nicht verloren geht. Aber das muss jede(r) für sich selbst herausfinden und entscheiden. Problematisch ist generell, dass es kaum noch unbefristete Arbeitsverträge für wissenschaftliche Mitarbeiter*innen gibt.

Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Griechischen Philologie entschieden?

Ich war auf einem altsprachlichen Gymnasium, und besonders Griechisch hat mich von Anfang an fasziniert. So war für mich bald klar, dass ich Klassische Philologie studieren würde und Gymnasiallehrerin werden wollte. Schon vor Studienbeginn war ich auch entschlossen, ein Jahr in Griechenland zu studieren und nicht nur Altgriechisch, sondern auch Neugriechisch zu lernen.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?

Die Neugriechischkurse fanden an der FU im Byzantinisch-Neugriechischen Seminar statt, und so erfuhr ich, dass es ein Fach gibt, das Byzantinistik heißt. Aus Interesse belegte ich eine Vorlesung und ein Seminar, und mit der Zeit verschob sich der Schwerpunkt meines Studiums in Richtung Byzantinistik. Trotzdem habe ich das Studium der Klassischen Philologie mit dem Ersten Staatsexamen abgeschlossen, weil es mehr als unsicher schien, ob ich in der Byzantinistik jemals eine Stelle bekommen würde. Als ich dann doch die Möglichkeit hatte, als wissenschaftliche Mitarbeiterin mein Geld zu verdienen, habe ich zugegriffen. Die Byzantinistik als kleines und relativ junges, dabei aber umfangreiches Fachgebiet eröffnet noch viele Möglichkeiten, Neuland in der Forschung zu erschließen. Diese Erwartung hat sich erfüllt, allerdings bleibt nicht viel Zeit für eigene Forschung, wenn man in zeitlich begrenzten Forschungsprojekten arbeitet. Ich finde es nach wie vor wichtig, was ich tue, würde mich allerdings über eine höhere gesellschaftliche Akzeptanz von geisteswissenschaftlicher Forschung freuen.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Neben vielem anderen Wichtigen war es vielleicht das Wichtigste, das ich in der Byzantinistik gelernt habe, Philologie mit Geschichtswissenschaft zu verbinden. Das Erforschen historischer Zusammenhänge erfordert einen sicheren Umgang mit den relevanten Texten, und die Beurteilung und Einordnung eines einzelnen Textes setzt umgekehrt gute Kenntnis des Umfeldes voraus, in dem dieser Text entstanden ist und rezipiert wurde.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Wichtig finde ich den Erwerb mehrerer moderner Fremdsprachen, neben Englisch und Französisch auch Italienisch, Russisch und Neugriechisch. Forschung lebt davon, dass man auch die Ergebnisse anderer zur Kenntnis nimmt und diskutiert. Das wird ungemein erleichtert, wenn man den Fremdsprachenerwerb rechtzeitig beginnt, vor allem Russisch lernen die meisten nicht so ohne weiteres nebenbei. Außerdem eröffnet man sich mehr Möglichkeiten, eine Stelle zu bekommen.

Man sollte gut mit seinem Rechner umgehen können, wichtig sind Datenbanken, Besonderheiten von Sprachen, die nicht das lateinische Alphabet verwenden, und gegebenenfalls Editionssoftware.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist mir von einer Exkursion, an der ich teilgenommen habe, der Besuch in Troja. Der Blick von der Anhöhe über die Ebene am späten Nachmittag hat alle Gräzist*innen, die dabei waren und ihren Homer natürlich gut kannten, in seinen Bann gezogen.

Welchen Rat würden Sie Studienanfänger*innen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Es empfiehlt sich generell, und besonders wenn man vielleicht in der Forschung arbeiten möchte, die Möglichkeiten, die das Studium bietet, auch auszunutzen. Das bedeutet vor allem, nicht nur die Lehrveranstaltungen zu besuchen, die für den Erwerb von Scheinen, Punkten etc. unbedingt erforderlich sind, sondern auch einmal etwas anderes, vielleicht Unbekanntes zu hören, also im eigenen Fach eine Lehrveranstaltung zu besuchen, die ein Randgebiet behandelt, oder auch mal zu Veranstaltungen in einem anderen Fach zu gehen. Vielleicht entdeckt man dort etwas Interessantes, das man selbst gar nicht im Blick hatte.

Und reisen Sie nach Griechenland, Kleinasien und Italien und besuchen Sie die antiken Stätten, damit der Gegenstand, mit dem Sie sich befassen, lebendig wird.

Schließlich empfehle ich unbedingt, auch im Ausland zu studieren, denn der Zugang zum Forschungsgegenstand und auch die akademischen Gepflogenheiten können sich von denen in Deutschland ziemlich unterscheiden.