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Griechische Philologie (B.A.)

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Griechische Tragödie: „König Ödipus“ von Sophokles

Unten sehen Sie eine Partie aus dem „König Ödipus“ von Sophokles (Verse 362-403). Es handelt sich um ein Gespräch zwischen dem Seher Teiresias (= T) und Ödipus (= Ö).

φονέα σέ φημι τἀνδρὸς οὗ ζητεῖς κυρεῖν.

T: Den Mörder des Mannes nenn’ ich dich, nach dem du forschst.

ἀλλ’ οὔ τι χαίρων δίς γε πημονὰς ἐρεῖς.

Ö: Nicht dir zur Freude sagst du zweimal Schmähungen!

εἴπω τι δῆτα κἄλλ’, ἵν’ ὀργίζῃ πλέον;

T: Soll ich noch weitres sagen, dass du mehr noch zürnst?

ὅσον γε χρῄζεις• ὡς μάτην εἰρήσεται.

Ö: Soviel es dir beliebt! Vergebens sprichst du doch.

λεληθέναι σέ φημι σὺν τοῖς φιλτάτοις

αἴσχισθ’ ὁμιλοῦντ’, οὐδ’ ὁρᾶν ἵν’ εἶ κακοῦ.

T: Nichts ahnend, sag’ ich, pflegst du mit den Teuersten in Schanden Umgang, tief im Argen unversehns.

ἦ καὶ γεγηθὼς ταῦτ’ ἀεὶ λέξειν δοκεῖς;

Ö: Und so zu reden meinst du immer frohen Sinns?

εἴπερ τί γ’ ἐστὶ τῆς ἀληθείας σθένος.

T: Solange es irgend noch die Macht der Wahrheit gibt.

ἀλλ’ ἔστι, πλὴν σοί• σοὶ δὲ τοῦτ’ οὐκ ἔστ’,

ἐπεὶ τυφλὸς τά τ’ ὦτα τόν τε νοῦν τά τ’ ὄμματ’ εἶ.

Ö: Es gibt sie: außer dir! Für dich gibt’s keine, weil du blind an Ohr und Geist – wie an den Augen bist!

σὺ δ’ ἄθλιός γε ταῦτ’ ὀνειδίζων, ἃ σοὶ

οὐδεὶς ὃς οὐχὶ τῶνδ’ ὀνειδιεῖ τάχα.

T: Bedauernswerter du, der das verhöhnt, was bald von diesen keiner an dir nicht verhöhnen wird!

μιᾶς τρέφῃ πρὸς νυκτός, ὥστε μήτ’ ἐμὲ

μήτ’ ἄλλον, ὅστις φῶς ὁρᾷ, βλάψαι ποτ’ ἄν.

Ö: Du zehrst von einer Nacht, so dass du weder mir noch andren, die das Licht erblicken, schaden kannst.

οὐ γάρ σε μοῖρα πρός γ’ ἐμοῦ πεσεῖν, ἐπεὶ

ἱκανὸς Ἀπόλλων, ᾧ τάδ’ ἐκπρᾶξαι μέλει.

T: Auch ist es nicht dein Los, durch mich zu fallen; da genügt Apollon: Er vollbringt, woran ihm liegt!

Κρέοντος, ἢ τοῦ ταῦτα τἀξευρήματα; Ö: Sind das Erfindungen von Kreon oder dir?
Κρέων δέ σοι πῆμ’ οὐδέν, ἀλλ’ αὐτὸς σὺ σοί. T: Nicht Kreon bringt dir Unheil, sondern du dir selbst.

ὦ πλοῦτε καὶ τυραννὶ καὶ τέχνη τέχνης

ὑπερφέρουσα τῷ πολυζήλῳ βίῳ,

ὅσος παρ’ ὑμῖν ὁ φθόνος φυλάσσεται,

εἰ τῆσδέ γ’ ἀρχῆς οὕνεχ’, ἣν ἐμοὶ πόλις

δωρητόν, οὐκ αἰτητόν, εἰσεχείρισεν,

ταύτης Κρέων ὁ πιστός, οὑξ ἀρχῆς φίλος,

λάθρᾳ μ’ ὑπελθὼν ἐκβαλεῖν ἱμείρεται,

ὑφεὶς μάγον τοιόνδε μηχανορράφον,

δόλιον ἀγύρτην, ὅστις ἐν τοῖς κέρδεσιν

μόνον δέδορκε, τὴν τέχνην δ’ ἔφυ τυφλός.

ἐπεὶ φέρ’ εἰπέ, ποῦ σὺ μάντις εἶ σαφής;

πῶς οὐχ, ὅθ’ ἡ ῥαψῳδὸς ἐνθάδ’ ἦν κύων,

ηὔδας τι τοῖσδ’ ἀστοῖσιν ἐκλυτήριον;

καίτοι τό γ’ αἴνιγμ’ οὐχὶ τοὐπιόντος ἦν

ἀνδρὸς διειπεῖν, ἀλλὰ μαντείας ἔδει•

ἣν οὔτ’ ἀπ’ οἰωνῶν σὺ προὐφάνης ἔχων

οὔτ’ ἐκ θεῶν του γνωτόν• ἀλλ’ ἐγὼ μολών,

ὁ μηδὲν εἰδὼς Οἰδίπους, ἔπαυσά νιν,

γνώμῃ κυρήσας οὐδ’ ἀπ’ οἰωνῶν μαθών•

ὃν δὴ σὺ πειρᾷς ἐκβαλεῖν, δοκῶν θρόνοις

παραστατήσειν τοῖς Κρεοντείοις πέλας.

κλαίων δοκεῖς μοι καὶ σὺ χὠ συνθεὶς τάδε

ἀγηλατήσειν• εἰ δὲ μὴ ’δόκεις γέρων

εἶναι, παθὼν ἔγνως ἂν οἷά περ φρονεῖς.

Ö: O Reichtum, Königsmacht und Kunst, die alle Kunst weit übertrifft im eifervollen Lebenskampf, wie sehr wird doch die Mißgunst um euch hier gehegt, wenn dieser Herrschaft wegen, welche mir die Stadt als unbegehrte Gabe in die Hand gelegt, der treue Kreon, er, der Freund von Anfang an, mich heimlich hintergeht und auszustoßen wünscht, anstiftet diesen Zauberer und Ränkeschmied, den listigen Landstreicher, der für den Gewinn nur Augen hat, in seiner Kunst ein blinder ist! Denn sag’ mir doch, wo du als Seher glaubhaft bist! Warum, als hier die Sängerin, die Hündin, war, sprachst du für diese Bürger kein erlösend Wort? Nun ja, das Rätsel lösen war nicht Sache des daher gelaufnen Manns, nein, Sehertum war not, wie du es offenbar von Vögeln nicht gelernt, noch von der Götter einem. Nein: ich kam daher, ich, Ödipus, nichts wissend, räumte mit ihr auf. Ich traf’s mit dem Verstand, von Vögeln nicht belehrt, ich, den du auszustoßen suchst, weil du dem Thron dann, dem kreontischen, recht nah zu stehen hoffst. Weinend wirst, denk’ ich, du und er, der das ersann, vertreiben den „Verfluchten“! Scheinst du nicht so alt zu sein, du solltest schmerzlich spüren, was du planst.

   (Übersetzung von W. Willige)

 

Theben wird von einer schlimmen Pest heimgesucht. Um die Stadt davon zu befreien, hat Ödipus bereits seinen Schwager Kreon nach Delphi gesandt, das Orakel zu befragen. Nach seiner Rückkehr erzählt Kreon, die Stadt habe sich mit einer ungesühnten Blutschuld befleckt, die zuerst getilgt werden müsse; es sei der Tod des Laios, des alten König von Theben, gemeint. Wer der Mörder ist, das weiß jedoch keiner. Der Chorführer erinnert Ödipus daran, dass eventuell der blinde, greise Seher Teiresias helfen könnte, weil er danke göttlicher Gabe alles wisse.

Aber erst nach langer Verzögerung erscheint der Seher, sehr unwillig, und will schon vom König nach Hause entlassen werden. Trotz Ödipus’ Aufforderung weigert er sich, die ganze Wahrheit auszusprechen, sondern deutet lediglich an, dass Ödipus der Beflecker der Stadt sei. Seine Haltung und Worte erzürnen Ödipus, und er verdächtigt Teiresias, gegen ihn eine Intrige oder einen Verschwörungsplan mit Kreon zu schmieden. Teiresias wird nun sehr ärgerlich und bezeichnet in aller Offenheit Ödipus als den Mörder: „Den Mörder des Mannes nenn’ ich dich, nach dem du forschst.“

Welche der folgenden Aussagen gehören zur Ödipussage?

Das antike Publikum kannte, ebenso wie heutige Leser*innen, die gesamte Ödipussage. Sophokles hat bei der Handlungsdarstellung im „König Ödipus“ jedoch nur einen kleinen Teil davon verwertet; ein Großteil der Sage gehört zur Vor- bzw. Nachgeschichte dessen, was auf der Bühne passiert. In dieser Tragödie werden die vier Handlungen nicht alle dargestellt, sondern von den Figuren (Kreon, der Bote, Iokastes, der Hirte etc.) erzählt bzw. berichtet. Sie gehören also nicht zur eigentlichen Handlung des „König Ödipus“.

Die Kinder von Ödipus sind:

Von Ödipus und Iokaste stammen vier Kinder. Mit Eteokles, Polyneikes und Antigone als Hauptfiguren haben wir heute noch Tragödien überliefert.

Wie reagiert Ödipus auf die deutliche Äußerung des Teiresias, Ödipus sei der Mörder des Laios? Was kann man aus Ödipus’ Reden erschließen?

Ödipus findet Teiresias’ Aussage sehr unglaubhaft, gerät in heftigen Zorn und droht dem Seher mit Strafe. Er beschuldigt Teiresias als Mitwisser bzw. Mithelfer von Kreon der Verschwörung, weil er glaubt, dass sie es auf den Reichtum und vor allem die Herrschaft über Theben abgesehen haben. Wenn Teiresias recht hätte, so argumentiert Ödipus, warum konnte er dann durch seine Seherkraft Theben nicht vor der Sängerin/Hündin (gemeint ist die Sphinx) retten? Erst er, Ödipus, hat das, ohne Vogelschau und ohne Hilfe eines Gottes, mit seinem eigenen Verstand vollbringen können. Als Belohnung dafür wurde er König von Theben und nahm die (verwitwete) Königin Iokaste zur Frau.

Die Ödipussage gehört zum thebanischen Sagenkreis (Zyklus). Welche von den folgenden Tragödien behandeln neben dem „König Ödipus“ auch traditionelle Themen aus diesem Sagenkreis?

Nach dem Tod von Iokastes und der Verbannung von Ödipus übernahmen ihre beiden Söhne Eteokles und Polyneides das Königreich, wobei sie vereinbarten, jährlich abwechselnd zu regieren. Nach dem ersten Jahr verweigerte Eteokles jedoch die Übergabe der Herrschaft an seinen Bruder. Dieser griff dann Theben mit seinen sechs Verbündeten (also „sieben gegen Theben“) an. Beide Brüder kamen in der Schlacht um, und Kreon wurde der König von Theben. Dieser verbot, den „Staatsfeind“ Polyneikes zu beerdigen. Antigone wollte aber seinen Bruder Polyneikes den Sitten gemäß beerdigen, und übertrat also das Verbot von Kreon. So geriet sie in scharfen Konflikt mit ihm.

Orestes und Elektra sind Kinder von Agamemnon und seiner Frau Klytaimnestra. Ihren Vater, der von ihrer Mutter ermordet worden war, wollten sie rächen. Daraus sind Handlungen in Euripides’ Orestes und Sophokles’ Elektra hervorgegangen.