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Chemie für das Lehramt (B.Sc.)

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Felix Hermerschmidt, Doktorand

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor! Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Ich promoviere zurzeit in der Gruppe von Stelios Choulis an der Cyprus University of Technology im Bereich der organischen Photovoltaik. Ich untersuche hauptsächlich die morphologischen Eigenschaften neuer aktiver Schichten in diesen Photovoltaikzellen. Organische Photovoltaikzellen sind, im Gegensatz zu anorganischen Photovoltaikzellen, welche zum größten Teil aus Silizium bestehen, auch aus Lösungen herstellbar. Dies gibt ihnen ganz andere Eigenschaften, sowohl aus Sicht des Herstellungsverfahrens als auch aus Sicht der intrinsischen physikalisch-chemischen Eigenschaften.

Als Doktorand ist der Alltag recht unterschiedlich. Ich habe sowohl Arbeit im Labor also auch am Schreibtisch zu erledigen. Ergebnisse müssen protokolliert und ausgewertet werden. Im Gegensatz zu Experimenten, die im Laufe des Studiums in den Praktika durchgeführt werden, sind die Ergebnisse (hoffentlich) neu und können zu Veröffentlichungen führen. Dies ist auch einer der Hauptkriterien für die Promotion, da Veröffentlichungen nachweisen, dass die Ergebnisse einen originellen Beitrag zum Stand der Wissenschaft liefern. Was die Arbeitszeiten anbelangt, so kann man sagen, dass man als Doktorand eigentlich immer arbeiten kann. Von daher habe ich meine Präsenzzeit in der Uni und im Labor, arbeite aber durchaus auch am Abend oder am Wochenende, soweit es eben nötig ist.

Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Chemie und Englischen Philologie entschieden?

Das mag zwar eine Klischee-Antwort sein, aber mir hat Chemie schon in der Schule Spaß gemacht. Ich hatte auch zwei Chemielehrer, die mich für das Fach begeistert haben. Mein Bruder hat Physik studiert und so war die Wahl für Chemie auch nicht komplett aus dem Nichts gegriffen. Andererseits habe ich auch ein großes Interesse an Sprachen und deren Verknüpfung mit der Identität von Menschen und Kulturen. Ich bin mit Ausnahme der 1. Klasse komplett in Großbritannien zur Schule gegangen und dieses Interesse für Sprachen rührt sicher vor allem daher.

Ich habe allerdings dann zuerst an der Humboldt Universität mit dem Chemie Diplom Studiengang angefangen. Leider war ich in einem Jahrgang, der zum ersten Mal einen sogenannten modularisierten Diplomstudiengang absolvieren sollte. Diese Modularisierung ist mittlerweile natürlich die Norm, aber als erster Jahrgang war einfach zu viel im Umbruch und viele Studierende waren unglücklich über Unklarheiten im Studienverlauf.

Deswegen wechselte ich zusammen mit etlichen anderen Studierenden an die Freie Universität, entschloss mich aber das Zweitfach Englisch hinzuzunehmen, da die Fächer an der Freien Universität besser kombinierbar waren.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?

Bei dieser Frage muss man deutlich machen, dass ein Doktorand zu sein noch nicht wirklich ein Beruf ist. Zwar bekommt man ein Gehalt, aber man ist doch noch klar Student, bzw. irgendwie an der Schwelle zwischen Student und Beruf. Jedoch hat sich meine Entscheidung diese akademische Laufbahn in Form von Bachelor, Master und Promotion einzuschlagen sicher schon während des Studiums abgezeichnet.

Während des Bachelorstudiums war ich immer an der Lehramtsoption interessiert, die das Studium mit sich brachte. Zunehmend habe ich aber auch ein großes fachwissenschaftliches Interesse an nachhaltiger Chemie entwickelt - ein Aspekt, damals in den Vorlesungen und Seminaren gar nicht so stark im Vordergrund stand. Dieser Aspekt wäre auch weder in dem Masterstudium noch im Lehramtsmaster genügend angesprochen worden, sodass ich mich nach alternativen Masterstudiengängen im Ausland erkundigt habe. Ich entschied mich dann für einen Chemie-Master an einer englischen Universität, wo die Masterkurse teilweise stärker spezialisiert waren.

Im Laufe des Masterprojekts erfuhr ich dann auch mehr über die Möglichkeit zu promovieren und was das eigentlich genau bedeutet und habe diese Möglichkeit dann wahrgenommen. Somit war die Lehramtsoption damit erst einmal auf Eis gelegt, ist aber sicher nicht unbedingt vom Tisch.

Inwieweit sich meine Erwartungen erfüllt haben ist schwer zu sagen, da man ja (meist) nur einmal in seinem Leben promoviert und somit nicht weiß was einen überhaupt genau erwartet. Man lernt sicherlich viel über sich selber: wie und wann man am besten arbeitet, welcher Führungsstil eines Betreuers einem mehr oder weniger liegt, wie man lernt sich zu behaupten, wie man mit Studierenden und Professoren am sinnvollsten interagiert, etc. Insofern ist das sicherlich ein reicher Erfahrungsschatz - zusätzlich zum Fachwissen natürlich!

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Das ist schwierig zu beantworten, da man während des Studiums nun mal andere Ziele hat als während einer möglichen Promotion oder auch dann im festen Berufsleben. Es geht darum seine Prüfungen zu bestehen und das Studium gut zu durchlaufen. Man konzentriert sich dabei hauptsächlich auf das Fachliche und sicherlich ist das Fachliche jetzt noch ein großer Aspekt, der mir weiterhilft. Es wird schon vorausgesetzt, dass man sich mit vielen Grundkonzepten der Chemie und übrigens auch der Physik auskennt. Ein wenig rechnen ist sicherlich auch nicht schlecht.

Allerdings lernt man einen Großteil der Eigenschaften, die man für eine Promotion braucht, nicht im Studium. Man muss sich zum Beispiel viel intensiver mit Literatur auseinandersetzen und man muss lernen, seinen fachlichen Bereich zu beherrschen und ihn aber auch zu hinterfragen. Man muss auch lernen, sein eigener Antreiber zu sein, da man nun mal hauptsächlich selber für das Vorankommen seiner Dissertation verantwortlich ist.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Als 100 % essentiell würde ich englisch einstufen. Praktisch alle Literatur ist auf englisch, ob es einem gefällt oder nicht. Hinzukommt, dass es sich dabei um Fachliteratur handelt, man also auch etliche Begriffe und Konzepte in einer Fremdsprache verstehen muss. Es ist also durchaus empfehlenswert, sich mit der englischen Sprache auseinanderzusetzen und nicht davor zurückzuschrecken. Wenn es die Möglichkeit gibt, etwas auf englisch zu verfassen und nicht auf deutsch, wie zum Beispiel die Bachelorarbeit, würde ich die Chance wahrnehmen und sie auf englisch verfassen, auch wenn es schwieriger sein mag. Nur so bekommt man die nötige praktische Übung.

Als nützlich würde ich programmieren einstufen. Wer sich mit Computersimulation oder Modellieren auskennt, kann damit gut punkten, da es zunehmend darum geht Forschungsergebnisse vorherzusagen, ohne viele Experimente machen zu müssen. Oder es geht darum, experimentelle Ergebnisse mit der Theorie abzugleichen. Als sehr nützlich kann sich auch erweisen, experimentelle Daten auf eine bestimmte Art und Weise auszuwerten und dafür ein kleines Programm zu schreiben, sodass man nur noch die Messwerte eingeben muss.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ich fand es sehr schön, neue Freunden zu finden, mit denen man gemeinsam sein Studium durchläuft. Das schafft Zusammenhalt und hilft bei Stressphasen, wie zum Beispiel Prüfungen. Mit der Zeit hatte man gute Lerngruppen, in denen man sich effektiv auf die nächste Klausur vorbereiten konnte.

Ich fand es auch faszinierend, zu beobachten wie mir selber immer klarer wurde wo meine Interessen liegen und wo nicht, und dass ich somit ganz bewusst meine Interessensgebiete stärker verfolgen konnte.

Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Ich wünsche erst einmal allen StudienanfängerInnen viel Erfolg und vor allem Spaß im Studium. Das mag zwar banal klingen, aber ich denke diese beiden Dinge sind nun mal gekoppelt. Wenn man nicht mag, was man macht, dann macht es einem keinen Spaß und man hat auch keinen Erfolg, der dann wiederum Spaß verursacht.

Wer promovieren möchte, sollte sich das durchaus gut überlegen. Man muss nicht überhastet entscheiden, denn jede Phase des Studiums kann die nächste beeinflussen. Im Bereich der Chemie, sowie generell der Naturwissenschaften, promovieren ein Großteil der Studierenden, aber das muss nichts heißen. Viele Firmen zum Beispiel wollen junge Bachelor/Master-Absolventen, sodass sie diese nach ihren Vorstellungen „formen“ können und sie praktische Arbeitserfahrung sammeln. Das ist sicher auch ein sinnvoller Einstieg in die Berufswelt.

Man sollte deswegen alles mitnehmen, was die Uni bietet: Sprachkurse, eventuelle Berufspraktika, Industriebesuche, Gastvorlesungen, Career Service etc. All das kann die eigenen Interessen und somit auch die spätere Berufswahl beeinflussen.