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Mittellateinische Philologie als Nebenfach (Modulangebot)

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Susanne Schäfer, Wissenschaftliche Mitarbeiterin (Freie Universität Berlin, Mittellateinische Philologie)

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Ich bin als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Lateinische Philologie des Mittelalters an der FU angestellt. Dementsprechend gehört es zu meinen Aufgaben, meinen Professor in Forschung und Lehre zu unterstützen und das Fach Mittellatein verwaltungstechnisch zu betreuen; ich kümmere mich also z.B. um die Lehrplanung und die Betreuung von Studierenden und Studieninteressierten. Darüber hinaus habe ich eine Lehrverpflichtung von einer Veranstaltung pro Semester, die allerdings wegen des durch die professorale Lehre in der Mittellatinistik bereits gedeckten Bedarfs meist innerhalb der Klassischen Latinistik stattfindet.

Ich habe - wie die meisten Doktoranden bei uns am Institut - eine 50%-Stelle, also 19 Stunden Arbeitszeit in der Woche, die ich mir sehr frei einteilen kann. Den Rest meiner Zeit kann ich auf eigene Forschungen verwenden. Im Unterschied zu anderen wissenschaftlichen Mitarbeiter*innen, die über Forschungsprojekte angestellt sind, kann ich mir die Themen, mit denen ich mich befasse, frei wählen und bin nicht an das Projektthema gebunden.

Warum haben Sie sich seinerzeit für dieses Studium der Mittellateinischen Philologie entschieden?

Das war, ehrlich gesagt, das Ergebnis einer Kette von Zufällen; ich hätte mir zu Beginn meines Studiums nie träumen lassen, dass ich einmal bei dieser Fachrichtung landen würde. Ich wollte ursprünglich Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft studieren; die FU war mir für dieses Fach empfohlen worden. Als ich feststellte, dass ich für das Studium an der FU noch ein Nebenfach benötigen würde, habe ich mich dann für Klassisches Latein entschieden – ich hatte Latein in der Schule als Leistungskurs belegt und der äußerst inspirierende Unterricht bei einer phantastischen Lehrerin hatte mein Interesse am Fach um ein Vielfaches verstärkt. Die Wahl meines Hauptfachs stellte sich ziemlich schnell als Fehlentscheidung heraus; in der Latinistik gefiel es mir dafür umso besser, sodass ich einen Fachwechsel in Betracht zog. Wenn ich die AVL komplett aufgegeben hätte, hätte das Konsequenzen für meinen BAFöG-Anspruch gehabt, sodass ich mich schließlich dafür entschied, Latein zum Haupt- und die AVL zum 30-LP-Nebenfach zu machen und mir noch ein weiteres Nebenfach mit demselben Umfang zu suchen. So landete ich schließlich bei der Mittellatinistik, für die in meinem ersten Studienjahr bereits durch eigene Lektüre und durch mehrere Vorträge (darunter auch der Bewerbungsvortrag Herrn Prof. Dr. Rolings, des jetzigen Lehrstuhlinhabers) ein erstes Interesse in mir erweckt worden war.

Die eigentliche Begeisterung für das Fach kam dann während des Studiums: Da die Mittellateinische Philologie deutlich jünger ist und von viel weniger Leuten betrieben wird als die Klassische Philologie und aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit auch sehr viel mehr Texte überliefert sind als aus der Antike, ist der Bedarf an Grundlagenforschung in diesem Fach um einiges höher. Sich mit einem Text auseinanderzusetzen, ohne gleich auf eine fertige Edition, einschlägige Kommentare und Berge an Sekundärliteratur zugreifen zu können, sondern sich alles zum Teil von Grund auf selbst erschließen zu müssen, macht für mich damals wie heute den besonderen Reiz des Fachs aus.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studentin erfüllt?

Dass ich versuchen wollte, nach Abschluss meines Studiums erst einmal als Wissenschaftlicher Mitarbeiterin an der Universität unterzukommen, war mir schon sehr früh klar, da auch für alle weiteren möglichen Berufsfelder eine Dissertation einen immensen Bonus darstellt und eine solche halbe Mitarbeiter*instelle nun mal die gängigste Möglichkeit darstellt, sich in dieser Zeit seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Dass ich gleich eine Stelle an der FU bekommen habe, hat mich besonders gefreut; über mein Studium und meine Arbeit in der Fachschaftsinitiative war ich bereits gut am Institut eingebunden und hatte ein gutes Verhältnis zu vielen Kommiliton*innen und Mitarbeiter*innen aufgebaut, sodass ich sehr froh war, weiterhin in diesem Umfeld, in dem ich mich sehr wohl fühlte, tätig sein zu können. Genau das bringt allerdings auch einige Schwierigkeiten mit sich: Wenn man nach dem "Statuswechsel" von Studierenden zum Dozierenden zum ersten Mal einen Kurs unterrichtet, in dem nicht nur neue, erwartungsvolle Studierende sitzen, sondern auch alte Kommiliton*innen und Bekannte, ist es schwierig, die richtige Balance im Umgang zu finden. Ich wollte mir ja einerseits keine Autorität anmaßen, die mir nicht zusteht, aber natürlich trotzdem ernst genommen werden, und andererseits ein gutes, vertrauensvolles Verhältnis zu meinen Studierenden aufbauen, ohne den Eindruck zu erwecken, ich wollte mich irgendwie anbiedern. Das ist an sich schon eine Herausforderung, aber in der beschriebenen Personenkonstellation noch umso mehr, zumal ich auch zu Beginn meiner Arbeit kaum älter war als viele meiner Studierenden.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Das Wichtigste ist wohl etwas ganz Banales: Ich habe gelernt, Texte auf Latein flüssig zu lesen, ohne mir, wie ich es aus der Schule noch gewohnt war, erst einmal alles im Kopf oder auf dem Papier übersetzen zu müssen. Letzteres funktioniert vielleicht gerade noch so bei den Pensen, mit denen man es im Seminar direkt zu tun bekommt, reicht aber bei weitem nicht aus, um die Textmengen bewältigen zu können, mit denen man sich bei eigenen Forschungen konfrontiert sieht. Dafür braucht man gerade am Anfang viel Disziplin und Mut; man muss einerseits viel üben, um dahin zu kommen, und darf andererseits nicht gleich verzagen, wenn man etwas nicht versteht. Ohne eine gute Vokabel- und Grammatikbasis geht es natürlich nicht, aber man muss sich irgendwann von der reinen Syntaxanalyse lösen und anfangen, sinnerfassend zu lesen und sich ggf. unbekannte Vokabeln aus dem Kontext zu erschließen.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Man sollte sich unbedingt über die von der Studienordnung vorgesehen Pflichtkurse hinaus mit seinem Fach beschäftigen, also zum einen zusätzliche Seminare, Vorträge oder Tagungen in den eigenen Fächern wie auch in den Nachbardisziplinen besuchen und zum anderen, wie ich oben schon gesagt hatte, einfach viel lesen - vor allem auf Latein! Auch sollte man die Studienzeit nutzen, um andere Fremdsprachen zu lernen, damit man die Sekundärliteratur des Fachs möglichst vollständig verwenden kann. Wenn Sie sich für ein Studium der Mittellateinischen Philologie entscheiden, werden Sie im Rahmen der Allgemeinen Berufsvorbereitung (ABV) 30 LP absolvieren müssen, die Sie unter anderem auch mit Sprachkursen erwerben können - nutzen Sie diese Möglichkeit auf jeden Fall!

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Ganz abgesehen von vielen wirklich inspirierenden Seminaren bei tollen Dozent*innen erinnere ich mich gern an alles, was meine Studienzeit außerhalb der bloßen Lehrveranstaltungsroutine ausgemacht hat, also etwa an die Lektürezirkel, in denen wir teils die in den Seminaren behandelten Texte vertieft, teils einfach nach persönlichem Gusto andere Werke gelesen haben. Von und mit den Kommiliton*innen lernt man zuweilen mehr als von manchen Dozent*innen, und die Freundschaften, die dabei entstehen, halten zum Teil sehr lange. Dasselbe gilt auch für die Arbeit in der Fachschaftsinitiative, mit der man u.a. Gelegenheiten schafft, bei denen die ziemlich fest gefügten Jahrgangsstrukturen, die wegen der Bachelorstudienordnungen leider entstanden sind, aufgebrochen werden und man also mit Kommilitonen, denen man in den Lehrveranstaltungen sonst nicht begegnet, in Kontakt treten und auch seine Dozent*innen mal von einer etwas persönlicheren Seite kennenlernen kann, sodass tatsächlich so etwas wie eine Institutsgemeinschaft jenseits der bloßen Koexistenz entsteht.

Welchen Rat würden Sie Studienanfänger*innen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Lassen Sie sich, so verführerisch das ist und so sehr Sie es vielleicht von der Schule her gewöhnt sind, von Ihrer Studienordnung nicht zu der Einstellung verleiten, dass Sie, wenn Sie nur immer schön alle Pflichtkurse absitzen, brav Ihre Hausarbeiten schreiben und dem Studienverlaufsplan gemäß Ihre Leistungspunkte zusammentragen, am Ende tatsächlich alles Notwendige über Ihr Fach wissen. Dienst nach Vorschrift reicht, wie ich ja in den anderen Fragen auch schon angedeutet habe, absolut nicht aus.

Nehmen Sie also zunächst die Studienordnung nicht gar so ernst und besuchen Sie Kurse nach eigenem Interesse, auch wenn Sie keine Leistungspunkte dafür bekommen. Schauen Sie ruhig bei Fachcolloquien und Tagungen vorbei und hören Sie sich an, womit sich Ihre künftigen Fachkolleg*innen gerade beschäftigen. Schotten Sie sich nicht ab, sondern versuchen Sie, Lern- und Lektüregemeinschaften zu bilden und sich mit ihren Kommiliton*innen auszutauschen.

Und vor allem: Lesen Sie und beschäftigen Sie sich mit dem Gelesenen. Wenn Sie dabei auf eine Fragestellung stoßen, die Sie interessiert, dann gehen Sie ihr auf jeden Fall nach, auch wenn die Sekundärliteratur Sie im Stich lässt, und holen Sie sich ggf. Tips von Ihren Dozent*innen. Bleiben Sie beharrlich, auch wenn die erste Begeisterung schnell schwinden sollte, und bleiben Sie mutig, auch wenn Sie das Gefühl bekommen, dass Ihnen Ihre Fragestellung über den Kopf wächst und Ihnen mit jeder weiteren Erkenntnis deutlicher vor Augen tritt, wieviele Voraussetzungen Ihnen eigentlich noch fehlen. Das geht jedem Wissenschaftler so, und gerade in der Mittellatinistik, wo es noch sehr viele wenig bis gar nicht erschlossene Texte gibt, kann Ihnen das besonders schnell passieren. Dafür können Sie aber, wenn Sie durchhalten und sich irgendwann auch eine Grenze ziehen, darauf zurückblicken, dass Sie tatsächlich Neuland entdeckt und nicht nur eine Fußnote zu einem vielbearbeiteten Thema hinterlassen haben.