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Geschichtswissenschaft (B.A.)

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Werner Doyé, Redakteur beim ZDF-Magazin Frontal21

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor? Skizzieren Sie Ihren Berufsalltag (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

In erster Linie arbeite ich bei Frontal21 als Satiriker, der mit einem Kollegen gemeinsam die Satire „Toll!“ für das Ende jeder Sendung produziert. Wir lassen die Welt gerne im Glauben, dass es für diese Arbeit eines besonderen Talents bedarf, weil es dem eigenen Ego schmeichelt. Letztlich aber ist auch die Satire als schärfste Form des politischen Kommentars journalistisches Handwerk.

Das bedeutet zunächst: Zeitung lesen, mit Kolleginnen und Kollegen sprechen, Pressekonferenzen gucken oder anders formuliert: Recherche. Auf der Suche nach Material gucken wir nicht nur die Nachrichtensendungen, sondern auch viele Bundestagsreden und Pressekonferenzen.

Im besten Fall ergibt sich aus der Materialsuche quasi von selbst ein Thema, das erstens relevant ist und zu dem man zweitens eine eigene Meinung hat. Ist das nicht so, was leider häufiger vorkommt, nimmt man sich ein oder mehrere Themen der Woche vor und analysiert noch mal ganz gezielt die Situation, sichtet Bilder und sucht nach passenden Aussagen der beteiligten Personen. Am Ende sollte, bevor man in den Schnitt geht, zumindest eine Idee stehen, was man diese Woche sagen will.

Der eigentliche Spaß beginnt dann mit der Umsetzung. Als Satiriker hat man eine ziemlich große Auswahl an Stilmitteln: Animationen, Stop-Trick, Musik, Wiederholungen, Darsteller und vieles andere mehr, was in normalen Beiträgen selten eingesetzt werden kann. Eine Art großer Setzkasten, aus dem man das passende heraussuchen kann. Grenzen setzen uns hierbei nur die Zeit (eine gute Animation dauert ein wenig) und das Geld (richtig gute Animationen kosten auch).

Höhepunkt im Arbeitsjahr ist für mich aus genau diesem Grund der „Satirische Jahrsrückblick von Doyé und Wiemers“, den wir seit 2004 produzieren. Für diesen halbstündigen Film gibt es zwar auch zeitliche und finanzielle Grenzen, aber die sind erheblich weiter gesteckt und vor allem können wir relativ autonom entscheiden, wofür wir das Geld ausgeben wollen.

Was die Arbeitszeiten angeht, bin ich in der großartigen Situation, dass sich eigentlich niemand so genau dafür interessiert, wann ich wo wie lange arbeite. Wichtig ist nur, dass der Beitrag, egal ob Satire oder reguläres Magazinstück, bis zur Sendung fertig ist. Klingt toll, bedeutet aber letztlich, dass die Arbeitszeit, vor allem wenn Sonderprojekte wie der „Satirische Jahresrückblick“ parallel produziert werden müssen, die 40-Stunden-Woche im Regelfall deutlich überschreitet. Letzteres soll aber ausdrücklich keine Klage sein, denn es gibt ja immer wieder Momente, in denen man beispielsweise vor dem Kühlergrill eines riesigen Trucks hängt, vier Windmaschinen pusten einem ins Gesicht und man moderiert seinen eigenen Jahresrückblick an. Oder man liegt (bis auf das Gesicht durch eine Plane geschützt) in einem selbstgebauten Bassin, welches gerade mit Zuckerrübensirup aufgefüllt wird. Das sind die Momente, in denen ich meistens denke: Und dafür bekommst Du auch noch Geld - wie geil ist das denn!

 

Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Geschichtsstudium entschieden?

Aus reinem Interesse und ohne jede Ahnung oder Vorstellung, was ich damit später vielleicht mal machen könnte.

 

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?

Drei Jahre nachdem ich beim ZDF angefangen hatte. Eigentlich suchte ich eine Art Nebenjob, um meine Promotion zu finanzieren. Nach relativ kurzer Zeit war daraus eine Vollzeitbeschäftigung geworden, die viel Spaß machte. Es dauerte aber tatsächlich einige Zeit (die drei Jahre sind eine Schätzung) bis ich den Gedanken an eine Promotion und einen Job in der Wissenschaft ganz bewusst aufgab. Damit es jetzt nicht nur nach Zufall klingt: Im Laufe meines langen Studiums hatte ich auch mal mit dem Journalismus geliebäugelt und mehrere Praktika bei Zeitungen und Fernsehsendern gemacht. Mit dem „Störtebeker“, den ich mit zwei Kommilitonen gegründet habe, hatte ich zudem mein eigenes kleines Journalismusprojekt an der Uni, genauer gesagt am Friedrich-Meinecke-Institut.

 

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben? Was hat gefehlt?

Gefehlt hat mir im Studium nichts, denn schließlich ist es auch nicht Aufgabe des Geschichtsstudiums, einen auf den Journalismus vorzubereiten. Gelernt habe ich aber Einiges. Den sauberen Umgang mit Quellen beispielsweise: Die berühmten W-Fragen, mit denen man an eine historische Quelle herangeht, unterscheiden sich nicht groß von journalistischen Methoden. Die Entwicklung einer wirklichen Fragestellung, dass man sich also bewusst macht, mit welchem Erkenntnisinteresse man etwas analysiert, ist ebenfalls etwas, was ich in meinem jetzigen Beruf unbedingt brauche. Generell ist das Verfassen von Texten, egal ob wissenschaftliche Arbeit, Thesenpapier oder Referat immer eine gute Übung. Und schließlich die Kunst der Reduktion oder auch mal der Verdichtung von Information: Hagen Schulze hat mal in einem Seminar gesagt, es sei theoretisch möglich, die gesamte Weltgeschichte auf einem DIN-A4-Blatt zusammenzufassen. In der Praxis aber lebe kein Mensch lange genug, um all das zu lernen, was man wissen müsse, um die richtige Auswahl zu treffen. An diesen Satz denke ich häufig, wenn ich versuche, eine Geschichte so gut zu durchdringen, dass ich in der Lage bin, ihre wesentlichen Bestandteile in nur zwei Minuten abzuhandeln. Das ist meist nämlich erheblich schwieriger, als einen längeren Nachrichtenbeitrag zum Thema zu machen.

 

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Berufszweig nützlich oder essentiell sind?

Ganz unkreativ: Praktika, freie Mitarbeit bei Zeitungen, aber auch eigene Blogs können sehr sinnvoll sein. Ansonsten gilt für den Journalismus das Gleiche wie für die Wissenschaft als Gesamtsystem. Da er in allen Themenfeldern und gesellschaftlichen Bereichen zu Hause ist, gibt es eigentlich keine Form der Qualifikation, die überflüssig ist.

 

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Oh, die Geschichte mit der Weltgeschichte auf dem DIN-A4-Blatt habe ich schon zwei Fragen vorher verbraten. Aber es gibt noch eine Antwort neben der Anekdote: Das Großartige am Studium war für mich, dass ich alles auf einmal sein konnte. Satiriker sitzen abseits, wie es ein berühmter Kollege mal formulierte, auf der „Bank der Spötter“. Und für Journalisten gilt generell, sie sollten Abstand von dem halten, worüber sie berichten, wenn sie ihren Job vernünftig machen wollen. Aber im Studium konnte ich nicht nur Geschichte studieren, ich konnte mich im Rahmen von Fachschafts-Ini, StuPa (Studierendenparlament), AStA (Allgemeiner Studierendenausschuß) und Gremien um die kleine und große Hochschulpolitik kümmern und auch noch eine Zeitung mit herausgeben, die sich mit meinem Lieblingsstudienfach und der Hochschulpolitik beschäftigte. Das ist etwas, was nach dem Studium nur noch ganz wenigen Menschen vergönnt ist.

 

Welchen Rat würden Sie Studienanfängerinnen und Studienanfängern geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Das Wichtigste ist, dass ihr euch für Themen begeistern könnt. Ohne diese Begeisterung werdet ihr im Journalismus nicht besonders gut sein (was nicht heißt, dass ihr nicht total erfolgreich sein könnt, aber das ist eine andere Geschichte). Mein Rat lautet also: Macht nichts, wofür ihr euch nicht begeistern könnt, es sei denn eine Prüfungsordnung schreibt es vor. Und wenn die Prüfungsordnung es vorschreibt, versucht die Prüfungsordnung zu ändern.