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Geschichtswissenschaft (B.A.)

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Alte Geschichte - Antike Quellen

Unten sehen Sie eine epigraphische Quelle in lateinischer Sprache, die hier ediert und übersetzt vorliegt:

Res gestae divi Augusti 34 ("Tatenbericht des vergöttlichten Augustus")

In consulatu sexto et septimo, postquam bella civilia exstinxeram, per consensum universorum potitus rerum omnium, rem publicam ex mea potestate in senatus populique Romani arbitrium transtuli. Quo pro merito meo senatus consulto Augustus appellatus sum et laureis postes aedium mearum vestiti publice coronaque civica super ianuam meam fixa est et clupeus aureus in curia Iulia positus, quem mihi senatum populumque Romanum dare virtutis clementiaeque iustitiae et pietatis caussa testatum est per eius clupei inscriptionem. Post id tempus auctoritate omnibus praestiti, potestatis autem nihilo amplius habui quam ceteri, qui mihi quoque in magistratu conlegae fuerunt.

In meinem sechsten und siebten Konsulat habe ich, nachdem ich die Flammen der Bürgerkriege gelöscht hatte und mit der einmütigen Zustimmung der gesamten Bevölkerung in den Besitz der staatlichen Allgewalt gelangt war, das Gemeinwesen aus meiner Machtbefugnis wieder der Ermessensfreiheit des Senats und des römischen Volkes überantwortet. Für dieses mein Verdienst wurde mir auf Beschluß des Senats der Name Augustus gegeben. Die Türpfosten meines Hauses wurden auf staatlichen Beschluß mit Lorbeer geschmückt, und ein Bürgerkranz wurde über meinem Tor angebracht. Ein goldener Schild wurde in der Curia Julia aufgestellt, den mir der Senat und das römische Volk geweiht haben wegen meiner Tapferkeit und Milde, meiner Gerechtigkeit und Hingabe, wie es die Aufschrift auf diesem Schild bezeugt. Seit dieser Zeit überragte ich alle übrigen an Autorität, an Amtsgewalt aber besaß ich nicht mehr als die anderen, die auch ich im Amt zu Kollegen hatte.

 

(Übers. v. Marion Giebel)

Erst 1555 wurde sie im heutigen Ankara entdeckt – die „Königin aller Inschriften“, der selbst verfasste Tatenbericht des Augustus, der nach dem Tode des Kaisers zuerst in Rom an seinem Mausoleum, dann an vielen Plätzen im Römischen Reich wie in Ankara auf Stein oder Bronze angebracht wurde. Dieser Tatenbericht enthielt alle Erfolge, die außenpolitischen und die innenpolitischen. Dazu gehörten die Kriegserfolge, die diplomatischen Erfolge, aber auch die Bautätigkeit, die Aufwendungen für das Volk und die Spiele, die er veranstaltet hatte. Es war ein Dokument der Leistungen und damit auch der Rechtfertigung, dass niemand anderes der „erste Mann“ im Reiche sein konnte. Dieses Dokument ist trotz seines auflistenden Charakters natürlich nicht „objektive“ Geschichtsschreibung, sondern eine höchst eigennützige Selbstdarstellung. Historische Arbeit muss jede einzelne der Angaben des Augustus überprüfen, indem die zeitgenössischen Quellen mit den Aussagen der Inschrift verglichen werden.

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Der römische Bürgerkrieg hat in Augustus' Darstellung seines Aufstiegs eine legitimatorische Funktion.

Nach der Ermordung Caesars 44 v. Chr. flammte der Bürgerkrieg im Imperium Romanum wieder auf. Am Ende standen sich die beiden Feldherren Marcus Antonius und Octavian (der spätere Kaiser Augustus) mit ihren Heeren gegenüber, die sich das Imperium schon zuvor aufgeteilt hatten: Antonius regierte von Alexandria aus gemeinsam mit der ägyptischen Königin Kleopatra den Ostteil des Reiches, Octavian von Rom aus den Westen. An der Westküste Griechenlands bei Actium trafen sie sich mit gewaltigen Flotten und Heeren. Hier besiegte Octavian Antonius im September 31 v. Chr.

Diesen Erfolg im Bürgerkrieg präsentiert Augustus in seinem Tatenbericht: Die „Flammen der Bürgerkriege“ – das war der Krieg gegen Antonius, und die „Zustimmung“ der Bevölkerung hatte er sich zuvor beeiden lassen, und das wichtigste: Er gab die Macht im Januar 27 v. Chr. an Volk und Senat zurück. Diese „selbstlose“ Handlung wird für ihn zur wichtigsten Legitimationsgrundlage der neuen Ordnung.

Augustus präsentiert sich als Alleinherrscher, der auf Zustimmung keiner anderen Gruppe in Rom angewiesen war und die herkömmlichen Aufgaben von Senat und Volk von Grund auf verändert hatte.

Augustus präsentierte sich gerade nicht als Alleinherrscher, sondern als jemand, der trotz seiner gewaltigen Macht diese freiwillig abgibt, um sich wie alle anderen auch in die verfassungsgemäßen Strukturen einzuordnen. Er machte damit deutlich, dass er ohne den römischen Senat, in dem die Adligen versammelt waren, aber auch ohne die Volksversammlung nicht regieren wollte, ja nicht auf ihre Zustimmung verzichten konnte. Überhaupt: der consensus universorum, die Zustimmung aller, war für Augustus nach den langen und blutigen Bürgerkriegen der zentrale Begriff; er würde diesen Konsens nur in einer „wiederhergestellten Republik“ res publica restituta erhalten.

Augustus macht in seinem Tatenbericht deutlich, dass Rom nun unter seiner Herrschaft keine Republik mehr, sondern eine absolute Monarchie mit ihm selbst an der Spitze war.

Um seine Gegner für seine neue Ordnung zu gewinnen, gab Octavian am 13. Januar 27 v. Chr. die Macht in einem formellen Staatsakt an den Senat von Rom zurück. Der Senat wiederum übertrug Octavian wesentliche Teile seiner bisherigen Macht erneut, ebenso formell. Das bedeutete: jetzt war Octavian durch das zentrale Gremium des römischen Staates legitimiert, der Senat war also für alle sichtbar Quelle und Instanz der Regierungsmacht. Gleichzeitig erhielt er vom Senat den Namen „Augustus“ (der „Erhabene“), was auf das „erhabene Götterzeichen“ unter dem Rom-Gründer Romulus verwies. Augustus wurde jetzt gleichsam der zweite Gründer Roms. Eine absolute Machtstellung („Diktatur“) war also formal umgangen, wodurch die Akzeptanz in der Gesellschaft gesichert wurde.

Zu des Augustus besonderen Leistungen und Eigenschaften zählten in seiner Selbstdarstellung in allererster Linie militärische Tugenden und kriegerische Tapferkeit.

Militärische Tugend und Tapferkeit waren seit jeher wichtig für die Bewertung eines Mannes in der römischen Republik. Aber für einen Staatsmann reichte das nicht. Der Lorbeer, mit dem der Türpfosten geschmückt wurde, signalisierte militärischen Erfolg, der Bürgerkranz Tapferkeit, und zwar eine Tapferkeit, die zur Rettung eines Bürgers geführt hatte, und der Schild trug weitere zentrale Männertugenden als Aufschrift: Milde (clementia) und Gerechtigkeit (iustitia) – mit diesen Tugenden näherte sich Augustus nach dem Verständnis der Zeit dem idealen Menschen an und konnte dadurch seine Ausnahmestellung auch nach außen deutlich machen.

Augustus versucht zu vermitteln, dass seine Herrschaft weniger auf „Macht“ , d.h. auf einem Plus konkreter Amtsbefugnisse (das bedeutet der Begriff potestas) gegenüber seinen Standesgenossen beruhte, als auf „Autorität“, d.h. seiner persönlichen, allgemein anerkannten Überlegenheit.

Diese Unterscheidung ist ganz wichtig für die Bewertung von Augustus. Er wollte kein absoluter Monarch sein, aber auch nicht das Ämtergefüge der Republik durch Anhäufung von Amtsbefugnissen durcheinander bringen. Vielmehr sollte die Gesellschaft anerkennen, dass er einfach eine herausgehobene Stellung als „erster Mann“ (princeps) auch nach republikanischen Wertvorstellung verdient habe: Seine „Autorität“ (auctoritas) setzte sich u.a. aus folgenden Elementen zusammen: Herkunft (hoher Adel als Caesars Adoptivsohn), Vermögen (er war der reichste Mann der damaligen Zeit, jedenfalls nach dem Sieg über Marcus Antonius), Leistungen in Kriegen (hier vor allem der Bürgerkrieg) und für den Staat. Niemand sonst konnte das vorweisen – diese Leistungen waren wichtiger für seine Stellung als die in Ämtern zu bemessende Machtstellung.

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