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Geographische Wissenschaften (B.Sc.)

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Gentrifizierung am Beispiel von Berlin-Neukölln

Der Begriff Gentrifizierung oder Gentrifikation beschreibt Umstrukturierungsprozesse in innerstädtischen Wohngebieten, wie die Verdrängung einkommensschwacher Wohnbevölkerung durch einkommensstärkere Bevölkerungsschichten, einhergehend mit der symbolischen und baulichen Aufwertung des Gebietes.

Dieser Prozess lässt sich aktuell auch in den innenstadtnahen Gebieten Berlins beobachten. Als Beispiel hierfür steht der Schillerkiez in Berlin-Neukölln, welcher direkt an den ehemaligen Flughafen Tempelhof angrenzt.

Aufgrund vielfältiger Aspekte, wie der Lage des Quartiers und auch wegen des Fluglärms durch den Flughafen Tempelhof, kam es zu einem Preis- und Qualitätsverfall der Wohnungen. Die Folge war, dass Besserverdienende wegzogen und eher sozial benachteiligte Bevölkerungsgruppen, darunter ein hoher Anteil erwerbsloser Bürger, hinzuzogen. In den letzten Jahren entwickelte sich der Schillerkiez zu einem beliebten Quartier für Künstler und junge Menschen. Sichtbar wird dieser Prozess beispielsweise durch die Vielzahl von neueröffneten Ateliers, Cafés und Kneipen und den Zuzug von statushöheren Bevölkerungsschichten.

Aufgabe 1

Welche Belege für die These, dass im Berliner Schillerkiez Gentrifizierung stattfindet, lassen sich ausgehend von der oben aufgeführten Definition anhand von Beobachtungsdaten (Foto) finden?

Welche Indikatoren (Hinweise) sind auf dem Foto erkennbar, die die These einer Gentrifizierung des Quartiers stützen?
richtig
falsch

Ein kürzlich saniertes Haus

Das kürzlich sanierte Haus zeigt, dass in jüngerer Vergangenheit eine bauliche Aufwertung stattgefunden hat und somit möglicherweise die einkommensschwache Wohnbevölkerung aufgrund von gestiegenen Mieten verdrängt wird.

Ein Umzugswagen

Der Umzugswagen deutet auf eine erhöhte Wohnmobilität hin; ein potentieller Hinweis auf eine neue statushöhere Wohnbevölkerung.

Ein unsaniertes Haus

Das benachbarte, noch unsanierte Haus, deutet darauf hin, dass der Prozess der baulichen Aufwertung noch nicht alle Häuser im Wohnquartier erfasst hat.

Auf dem Foto sind Indikatoren zu erkennen, welche die These einer Gentrifizierung in ersten Ansätzen stützen.

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Aufgabe 2

Die Tabelle zeigt soziale Indikatoren für die Schillerpromenade im Schillerkiez in Berlin Neukölln für den Stichtag 31.12. der Jahre 2007 und 2010 (Quelle: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt).

Planungsraum
Schillerpromenade

EinwohnerInnen
(EW)

Arbeitslose in %
der 15-65-Jährigen

Kinder und Jugendliche
unter 18 Jahren mit Migrationshintergrund
in % der EW unter 18 Jahren

 31.12.2007 14652 17,1 76,0
 31.12.2010 14916 14 79,4
 Saldo +264 -3,1% +3,4%


Welche der folgenden Aussagen deuten auf Basis der statistischen Daten auf einen Gentrifizierungsprozess hin?
trifft zu
trifft nicht zu

Der Anstieg der Wohnbevölkerung

Der Anstieg der Wohnbevölkerung kann seine Ursache im verstärkten Zuzug infolge der Attraktivitätssteigerung des Quartiers und der Wohnbarmachung von bisher ungenutztem Wohnraum haben .

Der Rückgang der arbeitslosen Wohnbevölkerung

Der Rückgang der Arbeitslosigkeit deutet auf einen Wandel in der Sozialstruktur im Schillerkiez hin. Eine Ursache dafür könnte der erzwungene Wegzug einkommensschwächerer Haushalte (Verdrängung) und der Zuzug einkommensstärkerer Bevölkerungsgruppen im Zuge der baulichen Aufwertung sein.

Die Zunahme der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund in % der EW unter 18 Jahren

Die Zunahme der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund scheint auf den ersten Blick der Gentrifizierungsthese zu widersprechen. Gerade kinderreiche Haushalte, die oft einen Migrationshintergrund haben, sind stärker von Einkommensarmut und Verdrängung betroffen. Es wäre also eher eine Abnahme der Kinder und Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu erwarten.

Jedoch, wenn einkommensschwache, kinderreiche Familien mit und ohne Migrationshintergrund durch einkommensstärkere, weniger kinderreiche Familien ohne Migrationshintergrund verdrängt werden, nimmt die Gesamtzahl der Kinder und Jugendlichen unter 18 Jahren ab. Dadurch kann der relative Anteil von Jugendlichen unter 18 Jahren mit Migrationshintergrund zunehmen (siehe vereinfachte Darstellung in der rechten Spalte).

Die statistischen Daten deuten auf einen Wandel in der Sozialstruktur des Quartiers hin. Jedoch bedarf es einer detaillierteren statistischen Datengrundlage um die Gentrifizierungsthese weiter zu erhärten.

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Aufgabe 3

Die Komplexität sozialräumlicher Aufwertungsprozesse, wie Gentrifizierung, ist zu hoch, um sie allein aufgrund einiger Beobachtungs- oder statistischer Daten zu erfassen. Wie repräsentativ ist ein Foto? Wie aussagekräftig ist die gezeigte Statistik? Und in welchem Verhältnis steht die Entwicklung im Schillerkiez zu der Entwicklung im Rest der Stadt?

Welche der folgenden Aussagen hinsichtlich der Untersuchungsmethoden treffen daher zu?
richtig
falsch

Ein einzelnes saniertes Haus ist Zufall.

Ein einzelnes saniertes Haus kann auch nur Zufall sein. Um aussagekräftige Schlüsse ziehen zu können, müsste die Beobachtung auf das ganze Viertel ausgeweitet werden.

Die Beobachtung anhand von einem Foto ist nicht aussagekräftig.

Ein Foto ist lediglich ein Ausschnitt der Wirklichkeit. Die Beobachtung müsste auf das gesamte Viertel ausgeweitet werden. Im Rahmen einer Begehung, oder besser, einer Kartierung, kann der bauliche Aufwertungsprozess erfasst und dokumentiert werden.

Es liegen zu wenige statistische Daten vor.

Um belastbare Aussagen zu treffen werden mehr Daten benötigt. Hilfreich wären beispielsweise Daten zur Mietpreisentwicklung, zur Sozialstruktur oder zur Altersstruktur der Bevölkerung.

Tatsächlich ist jede Antwort richtig. Ohne Begehung oder Kartierung, ohne eine solide statistische Datengrundlage und ohne mit den Menschen im Quartier gesprochen zu haben, ist es kaum möglich, verlässliche Aussagen über den Wandel im Quartier zu machen oder fundiert zu belegen, dass Gentrifizierung stattfindet.

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