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Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft (B.A.)

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Dr. Adam Czirak, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Theaterwissenschaft

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Ich arbeite als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Theaterwissenschaft und habe dadurch die Möglichkeit, Forschung und Lehre parallel zu betreiben und miteinander zu verbinden. Vornehmlich biete ich Seminare in der so genannten Basisphase des B.A-Studiengangs an. Es handelt sich dabei um vierstündige Einführungskurse, die einen Einblick in grundlegende Arbeitsbereiche der Theaterwissenschaft (Aufführungsanalyse, Theorie und Ästhetik, Theatergeschichte) verschaffen sollen. Ich versuche diese Lehrveranstaltungen so zu konzipieren, dass die Studierenden möglichst viele und diverse Impulse bekommen, ihre Interessensgebiete finden und eine Lust an Theaterbesuchen, kollektivem Arbeiten und theoretischen Diskussionen entsteht. Das Curriculum am theaterwissenschaftlichen Institut ist aber auch offen für forschungsbezogene Unterrichtsthemen, sodass ich immer wieder vertiefende Lehrveranstaltungen ankündigen kann, die dann für Studierende aus den höheren Semestern konzipiert sind. Letztens habe ich eine Vorlesung zur Geschichte der Performancekunst in Osteuropa gehalten oder ein Seminar zu zeitgenössischen Dramaturgien. Diese Verflechtung von Lehre und Forschung erlaubt es, aktuelle Forschungsperspektiven und -ergebnisse in die Seminare einzubringen und den wissenschaftlichen Fachkanon immer wieder zu erweitern. Neben dem Unterricht bin ich bemüht, Studierende jenseits der Seminarsitzungen zu betreuen, mit ihnen auf Exkursionen zu fahren, gemeinsam ins Theater zu gehen.

An einem großen Institut zu arbeiten bedeutet aber auch, dass man als Mitarbeiter viele administrative und organisatorische Aufgaben übernehmen muss: Die Konzipierung und Durchführung von Sonderveranstaltungen (InFU-Tage, Lange Nacht der Wissenschaften), Abwicklung von Tagungs- oder Publikationsprojekten oder die Koordination der Lehrplanung nehmen Tag für Tag viel Zeit und Mühe in Anspruch und zwingen einen, mit dem Verwaltungsapparat einer Universität zusammen zu arbeiten.

Über die Verpflichtungen am Institut hinaus arbeite ich sporadisch als Dramaturg in der Freien Szene und nehme Gastdozenturen im Ausland wahr. Vor allem in den Semesterferien kommt man als Dozent vermehrt dazu, konzentriert zu forschen, in Archive zu fahren, Vorträge oder Publikationen vorzubereiten und sich dadurch wissenschaftlich weiter zu entwickeln. Insgesamt handelt es sich also um ein arbeitsintensives, aber vielfältiges Beschäftigungsfeld, in dem man die eigenen Interessenschwerpunkte und Prioritäten selber setzen kann.

Warum haben Sie sich für dieses Studium entschieden?

Das Studium an der Freien Universität war eigentlich mein zweites Studium. Davor habe ich in Budapest ein Magisterstudium in Germanistik abgeschlossen, das teilweise positivistisch und viel zu sprachwissenschaftlich geprägt war. Als ich an der FU mit der Fächerkombination AVL und Theaterwissenschaft zu studieren begann, hat mich zunächst der Standort Berlin und die damals besonders lebendige, ästhetisch innovative Theaterszene gereizt. Intensiv und folgenreich wurde das Studium für mich, weil mich einige Dozierenden, bei denen ich studiert habe, immer mehr für die Theorie begeistern konnten; mir ist relativ schnell klar geworden, dass ich die Akzente zukünftig auf wissenschaftliche Projekte legen möchte. Kurzum: Die Entscheidung für die beiden Studienfächer war quasi von meinem Interesse an der zeitgenössischen Kunstpraxis geleitet, im Endeffekt hat aber gerade dieses Studium dazu geführt, dass ich einen wissenschaftlichen Weg eingeschlagen habe.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden?

Es klingt vielleicht merkwürdig, aber ich habe mich zu keinem konkreten Zeitpunkt für eine akademische Laufbahn entschieden, es handelt sich eher um eine ganze Reihe von Situationen, in denen ich der akademischen Praxis immer näher gekommen bin. Das heißt, ich bin eigentlich an der Uni ‚geblieben’, und zwar deshalb, weil es Spaß gemacht hat, in diesem Umfeld zu arbeiten und weil sich stets neue Möglichkeiten und Herausforderungen aufgetan haben: zuerst eine Hilfskraftstelle, dann der erste Vortrag oder die erste Publikation, später das erste Seminar, die Betreuung der ersten B.A.-Arbeit, die erste Gasttätigkeit an einer ausländischen Universität etc. Die Arbeitsfelder einer Universität können nicht nur inhaltlich, sondern auch hinsichtlich der Aufgabenstellungen dynamisch sein, sodass ich mich – trotz einiger belastenden Phasen – immer wieder dafür entscheide, weiter in diesem Beruf zu arbeiten.

Was ist das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Das Studium hat mir eindrucksvoll gezeigt, wie man wissenschaftliche Praxis, d.h. kritisches Denken im engen Bezug zu konkreten Fragestellungen, aktuellen Themen, ästhetischen Gegenständen und Erfahrungen betreiben kann. Wie wichtig es ist, den Bezug zur Kunst, zum Alltag und zu gesellschaftlichen Problemen vor Augen zu halten, haben mir damals das literatur- und theaterwissenschaftliche Studium gleichermaßen verdeutlicht. Denn es hat sich gezeigt, dass die Universität nicht nur dazu da ist, Wissen zu vermitteln, vielmehr soll sie einen dazu verhelfen, eine kritische Perspektive auf ästhetische und soziale Phänomene zu entwickeln und diese möglichst differenziert zu reflektieren. Besonders in der Theaterwissenschaft wurde uns der Blick auf ästhetische Erfahrung geschärft und nahe gelegt, den Bezug zum Gegenstand gegenüber rein theoretischer Begriffsarbeit zu priorisieren.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Vor dem Hintergrund der eng getakteten und vereinnahmenden B.A.-Studiengänge halte ich es für kardinal, dass das Studium auch eine Zeit des ‚ziellosen’ Lesens, der Inspiration und eine Phase der Entdeckungen bleibt und bleiben muss. Wer sich solcherart Freiräume schaffen kann, wird im Laufe seiner wissenschaftlichen Weiterbildung lange davon profitieren. Nach der Promotionszeit steht einem weniger Zeit für ein ‚zielloses’ Lesen und Nachdenken zur Verfügung, daher sehe ich offene Prozesse der Recherche während des Studiums als eine der besten Investitionen an.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Lehrveranstaltungen, die mir nachhaltig und intensiv in Erinnerung geblieben sind, waren nicht unbedingt wegen ihrer Inhalte prägend, vielmehr aufgrund der Dozent_innen oder Professor_innen, die mich mit ihren je verschiedenen Denkansätzen für das Fach begeistern konnten. Wenn ich auf mein Studium zurückdenke, fallen mir vor allem Begegnungen mit Lehrenden und anderen Studierenden ein, die ihre Überzeugungen konsequent und kompromisslos vertreten haben, die mir Wissenshorizonte und viele unterschiedliche Wege eröffnet haben, Fachinteressen nachzugehen. Dazu gehören ganz viele kleine Momente, in denen man beeindruckt war davon, wie jemand differenziert argumentieren, methodenbewusst vorgehen oder mit einem geschärftem Blick Zusammenhänge entdecken, Widersprüche durchschauen kann.

Welchen Rat würden Sie Studienanfänger_innen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Ich halte es für wichtig, Themenschwerpunkte und Forschungsinteressen nicht kalkuliert und nach angeblichen Desideraten zu wählen. Entscheidet man sich für eine akademische Karriere, die hinsichtlich der langen Qualifikationsphasen, der befristeten Arbeitsverträge und der nicht zu leugnenden kompetitiven Arbeitsstrukturen für viele von uns eine Überforderung werden kann, halte ich es für entscheidend, dass man inhaltlich keine Kompromisse macht. Selbst wenn einem bei der Karriereplanung häufig nahe gelegt wird, Forschungsthemen strategisch zu wählen, dürften derartige Faktoren nicht unbedingt ausschlaggebend sein. Man sollte von Anfang von seinen Interessen geleitet arbeiten.