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Philosophie (B.A.)

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Auslandsstudium

Ein Studium bietet generell eine gute Möglichkeit, für ein oder zwei Semester ins Ausland zu gehen. Ein solcher Auslandsaufenthalt verbessert die sprachlichen Vermögen, erweitert die sozialen und interkulturellen Kompetenzen, erhöht die Berufschancen, bringt andere akademische Systeme in den Blick und macht schlicht großen Spaß. Es gilt generell, dass es so einfach wie möglich sein soll, ins Ausland zu gehen. Alle zuständigen Stellen werden deshalb bemüht sein, Euch bei der Organisation zu helfen. Die im Ausland besuchten Kurse werden als normale Studienleistung anerkannt. Wer ins Ausland geht, studiert also nicht länger, bereichert sich aber um diese Erfahrung.

Es gibt grundsätzlich zwei Arten von Austauschprogrammen. Einmal den sogenannten Direktaustausch zwischen Universitäten. Herbei vereinbart etwa die FU Berlin mit beispielsweise einer Universität in den USA, jedes Jahr jeweils ein feste Anzahl Studierender aufzunehmen. Diese Plätze sind rar und deshalb sehr umkämpft. Hinzukommt, dass ein langer Planungs- und Bewerbungsvorlauf von gut eineinhalb Jahren einzuplanen ist. Einfacher im Bewerbungsprozess und auch weniger umkämpft sind die Plätze im sogenannten Erasmus+ Programm. Das ist ein von der EU gefördertes europäisches Austauschprogramm. Es fallen dabei keine monatlichen Gebühren an, es gibt sogar ein kleines monatliches Stipendium und insgesamt wesentlich mehr Plätze als in den Direktaustauschprogrammen. Erasmus+ ist auf den europäischen Raum und seine Anrainer begrenzt. Anders als die Direktaustauschprogramme werden hier die Abkommen nicht zwischen den Universitäten im Ganzen geschlossen, sondern zwischen den Instituten. Unser Institut hat Erasmus+ Verträge mit zur Zeit über 36 Philosophie-Instituten in Belgien, Dänemark, Frankreich, Griechenland, Italien, Irland, Island, Litauen, Mazedonien, Niederlande, Norwegen, Polen, Österreich, Schweiz, Spanien, Tschechien, Türkei und Ungarn. Wir arbeiten an der steten Vergrößerung des Angebots.

Erfahrungsbericht über einen gut siebenmonatigen Erasmus-Aufenthalt in Dublin, Irland, von Januar bis August 2014, im Fach Philosophie während des Master-Studiums.

Wer an Irland denkt, hat schnell das Bild grüner Wiesen, blökender Schafe, tweedbemäntelter Menschen mit Pfeife und einem pint of Guinness vor Augen. Und tatsächlich, das Bild trifft auch Momente, ist aber klarerweise nur ein Ausschnitt. Irland ist, nach dem enormen Aufschwung des sogenannten celtic tigers in der Zeit um die Jahrtausendwende bis zum jähen Absturz 2008 in die Rezession, ein facettenreiches Land im Umbruch. Jahrhundertelang war Irland als Armenhaus Europas das Auswanderungsland schlechthin. Die Emigrationswelle nach der großen Hungersnot in den 1840er Jahren hatte zur Folge, dass die Bevölkerung, anders als in den anderen europäischen Ländern, für über 150 Jahre konstant auf dem Niveau des frühen 19. Jahrhundert blieb. Ganze Familien wanderten aus, weil die Kartoffelplage ihnen die Lebensgrundlage nahm. Diese historische Erfahrung ist im kollektiven Gedächtnis als The Great Famine tief verankert. Zugleich brachte der celtic tiger zum ersten Mal eine Immigrationswelle mit sich, die im Land insgesamt zwar positiv aufgenommen wird, aber dennoch Fragen nach der kulturellen Identität und dem Selbstverständnis aufwirft. Zu dieser migratorischen Umwälzung kommen noch die Fragen nach dem Umgang mit den prägenden Religionen des Protestantismus und Katholizismus und der Nordirlandfrage. Wer mit offenen Augen durch dieses Land streift, sieht bestätigt, dass es ein spannendes und interessantes Land ist. Die Iren sind ein wirk- lich sympathisches, am Fremden interessiertes und zuweilen trinkfreudiges Volk. Wer sich mit der richtigen Kleidung ausstattet, kann hier viele Abenteuer erleben.

Die Hauptstadt Dublin vereint viele dieser Tendenzen und bietet als wirtschaftliches wie kulturelles Zentrum ein interessantes Umfeld, bleibt aber als Metropölchen doch sympathisch überschaubar und zugänglich. Das University College Dublin (UCD) profiliert sich als internationale Netzwerkuniversität und bemüht sich meist erfolgreich um die Zufriedenheit der internationalen Studenten. Meine Erfahrungen hier sind, kurzum, sehr positiv. Im folgenden werde ich sie im Detail kurz schildern.

a) Wohnen

Die UCD und wie ich annehme, die anderen Unis auch, bieten einen housing service für internationale Studierende an. Davon würde ich dringend abraten. Der Service ist teurer als der reguläre Wohnungs- markt und die residences sind weder schön noch zentral gelegen und sterben in den Semesterferien aus. Wer keine Lust auf Jugendherberge hat, sollte sich von abschreckenden E-mails von Seiten der UCD im Vorfeld nicht verrückt machen lassen, die vor dem horrenden Wohnungsmarkt warnen. Wichtig für diese Entscheidung ist aber die Länge des geplanten Aufenthaltes. Wer nur ein kurzes Se- mester in Dublin verbringen will, ist doch besser mit dem housing service beraten, da es stressiger und aufwendiger ist, eine Wohnung zu suchen. Insgesamt ist Wohnen aber verhältnismäßig teuer. Ein gutes Angebot an Zimmern und Wohnungen findet sich auf www.daft.ie. Es wird in der Regel empfohlen, im Süden des Flusses Liffey zu wohnen. In Inseraten ist das an den graden Postleitzahlen erkennbar. Meiner Erfahrung nach sind dort v.a. Rialto, Ringend und Liberty zu nennen, während im Norden des Flusses Arbour Hill, Smithfield und Phibsborough mit einem etwas rauerem Charme und günstigeren Preisen aufwarten und eher mit Neukölln als Charlottenburg vergleichbar sind. Der Norden der Stadt hat ungerade Postleitzahlen.

b) Transport

Es gibt natürlich public transport in Dublin, der ist aber teuer, meist unübersichtlich und endet zu Mitternacht. Ich rate dringend zu einem eigenen Fahrrad. Dublin ist fürs Radfahren gut geeignet. Die Stadt wird, wie man sagt, copenhagenized. Das meint die Einrichtung eigener bicycle lanes und eines city bike services. Das Klima zwischen AutofahrerInnen und RadfahrerInnen ist ausgesprochen freundlich und kollegial, kein Vergleich zum Kampf in deutschen Großstädten. Ein gebrauchtes Fahrrad kostet ungefähr 100€ und amortisiert sich schnell aufgrund der hohen Preise des ÖPNV.

c) Studium

Die UCD, sicherlich nicht anders als viele Unis im angloamerikanischen Raum, unterscheidet sich von der Studienatmosphäre her stark von deutschen Unis. Während hierzulande immer noch die humboldtsche Idee des Studiums als Persönlichkeitsentwicklung und weniger als Ausbildung vorherrscht, kommen dort andere Erwartungen zum Tragen. Die Lehre habe ich stark lehrkörperbezogen und weniger diskursiv empfunden. Das heißt aber dennoch, dass die kleinen Klassen sehr unterschiedlich unterrichtet werden können. Aufgrund der Studiengebühren von teils mehren Hundert Euro monatlich, ergibt sich eine andere Erwartungshaltung an die Lehrenden. Studierende erwarten deutlicher Antworten im Seminar als ich es aus Deutschland her kenne, wo eher das Fragen im Vordergrund steht. Allerdings sind die Unis als Unternehmen, die wirtschaftlich von den Gebühren abhängen, sehr gewillt dem Studierenden als Kunde das Leben administrativ zu erleichtern. Von der Einfachheit und Effizienz der Verwaltung können sich deutsche Unis eine Scheibe abschneiden. Unis als Wirtschaftsunternehmen haben also Vor- wie Nachteile, bieten aber in jedem Fall die lehrreiche Möglichkeit, eine andere akademische Umwelt zu erfahren und so sensibler diesbezüglich zu werden.

Ich habe vier Kurse belegt und mit sehr guten Noten abschließen können. Der workload war im Semester zwar hoch, bleibt aber aufgrund der penibel eingehaltenen deadlines zeitlich überschaubar. Gerade GeisteswissenschaftlerInnen können hier sehr effizient Studienleistungen erbringen. Ich konnte meinen Arbeitsplatz in der UCD über die vorlesungsfreie Zeit hinaus verlängern und meine MA-Arbeit in Angriff nehmen. Ich fand die Studienbedingungen optimal und produktiv. Ich halte es aber für wichtig, darauf hinzuweisen, dass als postgrad Student der Humanities meine Erfahrungen nicht unbedingt verallgemeinerbar sein müssen. Postgrads erleben in diesem System ungleich mehr Freiheiten als Undergrads und die Humanities sind insgesamt weniger verschult.

In Bezug auf mein Fach Philosophie bin ich der Meinung, dass die UCD eine interessante Alternative zu etablierteren Unis im englischsprachigen Raum ist. Die übliche Unterscheidung und Trennung in kontinentale und analytische Philosophie wird hier bewusst unterlaufen und an einer Zusammenführung gearbeitet. Das Angebot an Lehrveranstaltungen ist breit und interessant. Die Bandbreite rührt auch daher, dass das Philosophy Department mit den Departments der Literatur-, Sprach-, Sozial- und Kunstwissenschaften gemeinsame Kursangebote an postgrads macht. Das Betreunungsverhältnis zwischen Studies und Profs ist eng, man redet sich mit Vornamen an und geht gemeinsam öfter auch etwas trinken. Es gibt am Philosophy Department ein wöchentlich stattfindendes Colloquium. Da die Studiengebühren zwar für deutsche Verhältnisse hoch, aber im angloamerikanischen doch deutlich günstiger sind als an vergleichbar renommierten Unis in den Staaten oder in UK, finden sich einige Studierende aus diesen Länder und es herrscht daher ein sehr internationales Flair an der UCD.

Ein akademisches Alleinstellungsmerkmal der UCD sind die Irish Literature Studies und ihr Spezialfeld der James Joyce Studies. Da die UCD das Mekka für dieses Orchideenfach ist, kommen Doktoranden aus aller Welt dorthin, um Joyce zu studieren. Es bietet sich an, dort einen Kurs zu Joyce zu belegen. Es gibt die Möglichkeit als auditor nur zu hören und keine Prüfungsleistungen erbringen zu müssen. Joyces Ulysses im Original zu lesen und an Originalschauplätzen täglich vorbeizukommen ist ein besonderer Genuss, der sich sich aber wesentlich erleichtert, wenn ein entsprechendes Lektüreseminar belegt wird.

Schließlich ein Wort zum Englischen und der Erfahrung seiner Verbesserung. Die vielen Essay und reading reflections, die wöchentlich zur Benotung einzureichen sind, sind großartig um das eigene Englisch etwas zu raffinieren. Der Lehrkörper hat insgesamt ein breites Maß an Auslandserfahrung und Internationalität, sodass man mit teils sehr unterschiedlichen Akzenten des Englischen konfrontiert ist. Das ist sicherlich keine Alleinstellungsmerkmal der UCD, aber dennoch sehr anregend.

d) Freizeit und Reisen

Irland ist tatsächlich ein teures Land, was sich besonders auf die Freizeitgestaltung auswirken kann. Das obligatorische pint of Guinness kann in der Stadt gerne mehr als fünf Euros kosten und ist selbst im Supermarkt mit zwei Euro nicht wirklich günstig. Wer also auf Party aus ist, braucht schon ein dickes Portemonnaie. In Dublin gibt es eine ganze Reihe von kulturellen Institutionen wie Museen, Galerien und ein lebendiges night life in Temple Bar. Ein besonders schöner Ort ist der Strand bei Sandymount und um die alte, ausrangierte Poolbeg Powerstation herum, deren zwei Schornsteine von weithin sichtbar sind und das inoffizielle Wahrzeichen der Stadt sind. Empfehlenswert sind aber vor allem Ausflüge und Reisen, um das beeindruckend schöne Land zu erkunden. Irlands Landschaft ist ungleich schöner als seine Städte. In der Nähe Dublins empfehlen sich die Halbinsel Howth und der scenic walk zwischen Brey and Greystones und die Wicklow Mountains. Etwas weiter entfernt liegen der Hill of Tara und der Fernwanderweg entlang des Grand Canals in Richtung Westen, letztere bergen einen besonderen Reiz, wenn man sie mit dem Fahrrad erfährt.

Seinen ganzen Reiz entfaltet das Land und die Stadt Dublin selbst aber erst vom Wasser aus. Wer segelaffin ist, sollte einen der örtlichen Segelvereine aufsuchen und crew-member werden. Das ist tatsächlich einfacher als es klingt. That’s damn good craic, like the Irish say.

Fazit

Ich kann Irland für einen Erasmus wärmstens empfehlen, sofern man die passenden Erwartungen mit- bringt. Es ist definitiv nicht partytauglich, wie Länder des Südens und es empfiehlt sich dringend das Sommersemester, der Winter ist kalt und trüb. Auch im Sommer wird es nie wärmer als 25 Grad und Regen kann jederzeit auftreten. Es empfiehlt sich also die richtige Kleidung. Es sei hier nochmals an den typischen Tweed der Iren erinnert, der bei diesem Wetter passt.