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Philosophie (B.A.)

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Elena Romano, Promotionsstudentin an der Freien Universität Berlin

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Mein Beruf besteht aus unterschiedlichen Aufgaben, die je nach Semesterzeit und Bedarf auftauchen. Als Promotionsstudentin muss ich Zeit für meine eigene Forschung sowie die Teilnahme an Kolloquien und relevanten Veranstaltungen innerhalb und außerhalb des Instituts einplanen. Als Mitarbeiterin habe ich Lehr-, Organisations- und Mittelbauaufgaben. Zu den Lehraufgaben gehört das Unterrichten eines Seminars pro Semester. Zu den organisatorischen Aufgaben gehört die Unterstützung und Teilnahme an Veranstaltungen des Arbeitsbereichs, und im Mittelbau bin ich Vertrauensdozierende und verantwortlich für die Organisation der Langen Nacht der Wissenschaften im Institut.

Es hat eine Weile gedauert, bis ich meinen Berufsalltag richtig strukturieren konnte. Am Anfang war es besonders schwierig, die Zeit für die Vorbereitung der Seminarsitzungen zu begrenzen. Während der Vorlesungszeit widme ich normalerweise einen Tag der Vorbereitung der Sitzungen und versuche im Laufe der Woche E-Mails zu beantworten, Texte zu korrigieren und organisatorische Aufgaben zu erledigen. Die restliche Zeit widme ich meiner Forschung. In der vorlesungsfreien Zeit bin ich etwas flexibler.

Wie verlief ihr Weg zu Ihrem jetzigen Beruf zu kommen, welche Stationen haben Sie passiert?

Nach dem Studium war ich ein bisschen unsicher. Ich habe meine Masterarbeit ganz am Anfang der Pandemie verteidigt, während des ersten Lockdowns, und es schien mir nicht der richtige Moment zu sein, eine Promotion zu beginnen. Ich habe mich eine Weile mit meiner existenziellen Unsicherheit beschäftigt. Während dieser Zeit habe ich zunächst in einer Kommunikationsagentur gearbeitet und später als Musikdozentin an einer Schule. Mit der Lockerung der Corona-Maßnahmen begann ich, Promotionsstellen in Italien und Deutschland in Betracht zu ziehen und mich zu bewerben. In Berlin hat es geklappt, und here I am.

Warum haben Sie sich damals für ein Studium der Philosophie entschieden? Was hat Sie damals fasziniert und was heute?

Ich habe mich trotz allen Abratens und Vorbehalte für das Studium der Philosophie entschieden! Als ich meiner ehemaligen Philosophielehrerin in der Schule mitteilte, dass ich Philosophie an der Universität studieren wollte, hat sie mir geraten, stattdessen Wirtschaft zu studieren. Ich habe lange darüber nachgedacht, warum sie so reagiert hat… In der Schule war ich eine dieser Personen, die alles hätten machen können, aber die Fragen, die mich am meisten beschäftigten, waren philosophischer Natur. Ich hatte ernsthaftes Interesse am Lernen und Wissen und wurde von der von dem geistigen und diskursiven Stellungbeziehen der Philosophie im Gegensatz zum alltäglichen Denken fasziniert. Ich habe immer das Gefühl gehabt, dass philosophische Fragen wertvolle Perspektiven eröffnen könnten. Deshalb habe ich mich entschieden, mich direkt mit diesen Fragen auseinanderzusetzen. Dabei war die kritische Haltung der Philosophie für mich besonders wichtig, und ich glaube, das ein Grund dafür ist, warum ich in meiner Forschung bei Kant geblieben bin. Außerdem, ich liebte hochkomplizierte Sachen!

Vieles hat sich im Laufe der Zeit aber verändert. Ein wenig Naivität habe ich verloren, und ich hinterfrage auch ein bisschen die strenge Trennung und den Widerstand zwischen Philosophie und sensus communis. Ich bin immer noch begeistert von der grundlegenden Natur der Philosophie und habe immer noch große Freude daran, sie frei und perspektivisch in Bezug auf konkrete Probleme des Alltags oder anderer Diskurse anzuwenden. Dabei merke ich, wie weit entfernt ich von vielen Dingen bin, aber wie lohnend es ist, mit anderen Gesprächspartner*innen darüber zu sprechen und die unterschiedenen Kenntnisse zu vernetzen!

Feministische Philosophie habe ich erst spät im Leben entdeckt, aber diese ist jetzt ein fester Bestandteil meiner Interessen.

Wie haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende, erfüllt?

Wie gesagt, nach dem Studium war ich ein bisschen unsicher. Ich wünschte mir zwar die Promotion, war aber etwas besorgt wegen der Zukunftsaussichten. In meiner Tätigkeit im Bereich der Kommunikation war ich nicht ganz zufrieden und mir ging in dieser Zeit eine Problemstellung und Frage nicht aus dem Kopf, welche jetzt die, meiner Dissertation ist. Ab und zu habe ich während der Arbeitszeit Wittgenstein gelesen und einen Aufsatz aus meiner Masterarbeit verfasst, der jetzt veröffentlicht wurde. stand bei mir die Interaktion mit den Jugendlichen im Vordergrund. Die beiden Berufserfahrungen haben mich dazu gebracht, zu verstehen, welche Art von Herausforderungen wichtig für mich waren und dass es sich lohnt, mich ihnen trotz aller Schwierigkeiten zu stellen. Die Promotion wollte ich unbedingt, um mich von “meinem Problem” sozusagen zu befreien und mich intellektuell sowie weiterführende Fragestellungen zu entwickeln. Eine gute Dosis an Leidenschaft hat mir also natürlich bei der Entscheidung geholfen!

Ich muss ganz ehrlich sagen, dass mein aktueller Beruf als Mitarbeiterin im PraeDoc nicht nur die Erwartungen erfüllt, sondern sie sogar übertrifft! Als Studentin hätte ich mir das überhaupt nicht vorstellen können: Berlin? Lehraufgaben? Ein Job an der Uni? Kant? Wow!

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben? Hat das Studium Sie gut vorbereitet?

Natürlich habe ich viel inhaltlich gelernt. Unter dem Wichtigsten, was ich jedoch gelernt habe, ist, dass es in der Philosophie nicht um arbiträre, unmittelbare Äußerungen geht. Ich erinnere mich immer an eine Anekdote, die mich stark geprägt hat: Bei einer Sitzung der Einführungsvorlesung in die theoretische Philosophie meldete sich ein Kommilitone und begann einen Satz mit "Meiner Meinung nach...". Der Professor unterbrach ihn sofort und sagte: "In der Philosophie geht es nicht um Meinungen." Punkt. Das ganze Auditorium erstarrte. Natürlich konnte man ausführlich diskutieren, ob das richtig war oder nicht, aber mir ist plötzlich klar geworden, dass man nicht in jenem Kontext einfach sagen kann, was man möchte, ohne Rechenschaft abzulegen. Tatsächlich war ein Großteil der Vorlesungen über Plato und Hegel.

Ich habe mich sehr im Schreibprozess bemüht, auch wenn beim meinem Studium das Schreiben nicht so ein großer Teil der Bildung war wie in Deutschland, also keine Hausarbeiten als Prüfungsleistung. Ich bin meinem ehemaligen Betreuer dankbar, dass er mir - neben anderem - motiviert hat, das Schreiben ernst zu nehmen. Rigorosität beim Lernen und Schreiben finde ich sehr wichtig für meinen Beruf, und das habe ich unbedingt während des Studiums gelernt.

Ich glaube, dass das Studium mich gut vorbereitet hat, auch wenn vielleicht der Moment der Aneignung nicht so viel Platz gefunden hat, wie ich es mir gewünscht hätte. Ich war sehr fokussiert auf das Lernen und die Prüfungsleistungen und habe vielleicht nicht so viel „selbst gedacht“. Ich war ein bisschen dogmatisch, sozusagen, und das ist mir insbesondere in Berlin klar geworden.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Die Freude, zum ersten Mal philosophische Texte zu lesen und sich ernsthaft mit ihren Problemen auseinanderzusetzen, war groß! Dabei hatte jeder von uns im Studium das Gefühl, dass das, was wir taten, von Wichtigkeit und Bedeutung war. Unsere Augen leuchteten!

Mit etwas Abstand kann ich heute mein Studium aus einer anderen Perspektive betrachten. Tatsächlich bin ich mittlerweile, ehrlich gesagt, auch kritisch gegenüber meines Studiums. Natürlich hängt das auch von persönlichen Faktoren ab. Unter anderem ist mir das Seminar als Form der Lehrveranstaltungen am meistens gefehlt. In meinen Augen gehört dazu die Möglichkeit, mit den Professor*innen in Gespräch zu kommen, gemeinsam Texte zu lesen und zu diskutieren, Fragen zu stellen, aktiv an Lehrveranstaltungen teilzunehmen.

Welchen Rat würden Sie Studierenden geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Für mich bleibt ein wichtiger Teil der philosophischen Bildung eine Art Selbstdisziplin im Lernen und viel Diskutieren mit Kommiliton*innen sowie Zuhören von Professor*innen, ohne dabei auf Kreativität und Mut zu verzichten! …und auch wichtig: Die Lust an der Philosophie zu kultivieren! Man sollte mit der Philosophie, auch wenn es manchmal mühsam wird, immer noch seinen Spaß haben!