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Sprache – Literatur – Kultur: Niederländisch (B.A.)

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Typen von Literaturauffassungen (Literaturwissenschaft)

Was betrachten wir als gute Literatur? Warum werden Bücher von Kritikern gelobt?

Die Literaturwissenschaft beschäftigt sich nicht nur mit der Analyse und Interpretation verschiedener Texte, sondern untersucht z.B. auch die – im Laufe der Geschichte wandelbaren – Prozesse und Normen, die dazu beitragen, dass literarische Texte einen bestimmten Status in der Literaturgeschichte erhalten. Der Literaturwissenschaftler M.H. Abrams unterschied in seiner Studie The Mirror and the Lamp (1953) grob vier Typen von Kunstauffassungen. Er ging dabei davon aus, dass ein Kunstwerk immer in ein Verhältnis zur Außenwelt, zu seinem Schöpfer, zu seinem Publikum oder zu sich selbst gesetzt wird.

  • Mimetische Literaturauffassungen basieren auf der Annahme, dass ein Text die Außenwelt (die Schöpfung, die wahrnehmbare Wirklichkeit) nachahmen sollte, wobei das realistisch, aber auch idealisierend geschehen kann.

  • Pragmatische Literaturauffassungen beschäftigen sich mit dem Verhältnis von einem Text und seinen Lesern. Literarische Texte sollen ihr Publikum belehren und/oder emotional bewegen und sind auch bewusst auf dieses Ziel ausgerichtet.

  • Expressive Literaturauffassungen sind dort vorhanden, wo erwartet wird, dass der Schriftsteller mit einem Text eigene Ideen oder Gefühle oder seine eigene Weltsicht kommuniziert. Der Text gilt vor allem als Produkt der Originalität und Schöpfungskraft seines Autors.

  • Objektive Literaturauffassungen betrachten einen literarischen Text als weitgehend autonom, das heißt als Einheit, die losgelöst von Außenwelt, Publikum und Autor im Hinblick auf ihre Erzähltechnik und Komposition hin beurteilt werden soll.

Aufgabe

In dieser Beispielaufgabe stehen normative Vorstellungen von Literaturkritikern im Mittelpunkt, also ihre Annahmen darüber, was gute literarische Texte leisten sollen. Solche Literaturauffassungen können oft recht deutlich aus den Formulierungen abgeleitet werden, die in Rezensionen verwendet werden. Nachfolgend können Sie vier Ausschnitte aus Rezensionstexten lesen, die zwei der einflussreichsten Romane der niederländischen Nachkriegsliteratur besprechen: Gerard Reves Roman De avonden aus dem Jahr 1947 und Willem Frederik Hermans' De donkere kamer van Damokles aus dem Jahr 1958.

„Und dann dominiert der Gedanke, dass dies einer der gelungensten Romane ist, der in der letzten Zeit in unserem Land geschrieben wurde. Gleichermaßen jedoch der perfideste Roman. Perfide zuallererst, weil die Besatzungszeit als Norm für ‚das Leben‘, für ‚die Welt‘ herangezogen wird. [...] Und diese Lebensphilosophie ist mutwillig zynisch, mutwillig negativ. Gerade dieser Mutwille, das Absichtliche, macht dieses Buch zu einem widerwärtigen Produkt.“

„Nach seinem Erscheinen wurde das Buch der ‚Monotonie‘ beschuldigt. [...] Das Buch besteht aus zehn Kapiteln, den zehn letzten Tagen im Jahr. Das Ende des Romans – es spielt sich in der Neujahrsnacht ab – ist fast der einzige Teil, der sich durch Inhalt und Sprache von den vorherigen abhebt. Der Effekt der Monotonie und Gleichheit der Ereignisse ist folgender: Es wird suggeriert, dass alle vergangenen Tage, Monate und Jahre den gleichen Charakter hatten. Am Ende des Jahres gelangt eine ganze Zeitspanne zu ihrem Ende; die Neujahrsnacht markiert tatsächlich einen Neubeginn. Das alles steht nicht im Buch: dessen Aufbau suggeriert es.“

„Das ist nicht irgendeine Leidensgeschichte; das ist das Buch, das darstellt, was jene Zeit, die alle Illusionen abtötete, der Jugend angetan hat.“

„Es ging für Hermans kurzum nicht darum, [mit seinen Figuren] ‚Menschen aus Fleisch und Blut‘ zu schaffen, sondern darum, durch Schwarz-Weiss-Zeichnung […] einen melodramatischen Ideenroman über die Welt und die Menschen zu schreiben.“

Ordnen Sie die Rezensionstexte den vier Typen von Literaturauffassungen nach Abrams (s.o.) zu.

Ben Stroman (1958) über De donkere kamer von Damokles

 

Hier kommt eine pragmatische Literaturauffassung zum Ausdruck: In den Augen des Kritikers zählt die moralische Botschaft mehr als die gelungene Komposition. Er lehnt das Buch ab, weil es eine in seinen Augen falsche Lebenseinstellung vermittelt.

Kees Fens (1972) über De avonden

 

Der Text zeugt von einer objektiven Literaturauffassung: Die „Monotonie“ interessiert den Kritiker nur als Effekt der Erzählung, nicht etwa als Abbild der realen Situation in den Niederlanden der Nachkriegszeit.

Bericht der Jury des Reina Prinsen Geerlingpreises (1947) über De avonden

 

Diese Kritik wird von einer mimetischen Literaturauffassung bestimmt, weil sie das Buch als (gelungenes) Abbild einer bestimmten Zeit und Realität verstanden wissen will.

Christophe Vekeman (2013) über De donkere kamer van Damokles

 

Hier dominiert die expressive Literaturauffassung: nicht das Abbilden realistisch gezeichneter Figuren ist ausschlaggebend, sondern, dass der Autor seine Ideen ausdrückt.

1.

expressiv

2.

mimetisch

3.

objektiv

4.

pragmatisch

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