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Lateinische Philologie (B.A.)

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Vera Engels, studentische Hilfskraft und Doktorandin in Vorbereitung

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor! Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Ich habe vor kurzem mein Studium in Latinistik und Komparatistik abgeschlossen und bereite mich derzeit auf meine Promotion im Fach Latinistik vor. Außerdem arbeite ich als Hilfskraft am Lehrstuhl für Lateinische Philologie. Als Hilfskraft ist es meine Aufgabe, Frau Professor Möller, der Inhaberin des Lehrstuhls, ihre Arbeit zu erleichtern, indem ich zum Beispiel Literaturrecherche betreibe und Bibliographien erstelle – diese Aufgaben kommen in unregelmäßigen Abständen und müssen zügig erledigt werden, also ist der Arbeitsaufwand von Woche zu Woche unterschiedlich. Als Doktorandin kann ich mir meine Zeit relativ frei einteilen – im Moment bin ich vor allem mit der Auswertung meiner Literaturlisten und der Erstellung eines Arbeitsplans und Exposés beschäftigt; später werde ich jede Menge lesen und schreiben und mich in Kolloquien und Tagungen mit anderen Wissenschaftlern austauschen.

Warum haben Sie sich seinerzeit für dieses Studium der Lateinischen Philologie entschieden?

Meine Entscheidung für das Fach „Latein“ ist in der Schule sehr spontan gefallen – nach der zweiten Unterrichtsstunde stand für mich fest, dass ich diese Sprache studieren würde. Warum genau ich mir damals so sicher war, weiß ich nicht – vielleicht war es die akribische, sorgfältige Arbeit mit dem Text, das (oft mühselige) Sinn-aus-dem-Text-Gewinnen, an dessen Ende die faszinierende und befriedigende Erkenntnis stand, dass man die antiken Texte ja doch verstand, obwohl sie so alt und fremdartig waren... Diese Faszination hat sich mir bis heute erhalten: Noch immer bin ich erstaunt und begeistert, dass wir in den Texten der klassischen Philologie immer einem anderen Menschen „beim Denken zusehen“, einen Einblick gewinnen, wie dieser Mensch seine Umwelt erfahren, strukturiert und verstanden hat, um diese Erkenntnis dann in Schrift gewordene Sprache umzuwandeln und an uns weiterzugeben.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?

Als ich mit dem Studium begann, wollte ich zunächst Lehrerin werden. Ich habe immer schon gerne anderen Leuten etwas beigebracht und darüber nachgedacht, wie ich bestimmte Dinge anders erklären kann, falls ein Ansatz mal nicht verständlich ist. Aber nach zwei Semestern im Studium wurde mir klar, dass Latein kein Fach ist, das ich an einer Schule unterrichten möchte. Also entschied ich mich dazu, Latein von nun an mit dem Abschlussziel „Bachelor of Arts“ zu studieren. Die Erkenntnis, dass ich mit einer universitären Laufbahn die Chance habe, anderen Menschen Wissen und Erkenntnisstrukturen zu vermitteln, verbunden mit dem Bonus, dass man von Studenten allgemein größeres Interesse und Engagement erwarten kann, stellte sich erst nach und nach ein. Also fing ich an, das Institut als Arbeitsplatz näher kennenzulernen, habe als Hilfskraft ein wenig hinter die Kulissen geschaut und meine Vorstellungen vom wissenschaftlichen Arbeiten einem harten Realitäts-Check unterzogen. Meine wichtigste Erkenntnis war, dass Doktoranden und Dozenten keine Wunderkinder sind, denen die Ideen nur so zufliegen, sondern vor allen Dingen Leute, die sehr hart arbeiten – das sieht man nicht ganz so deutlich, wenn man sie nur als Student kennenlernt.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Die wichtigste Erfahrung, die ich im Studium gemacht habe, war die, dass es absolut nicht ausreicht, „philologisches Talent“ an den Tag zu legen – richtig gute Ergebnisse erzielt man nur, wenn man eine Menge Arbeit investiert. Man findet manchmal äußerst nützliche Hinweise für seine Analyse gerade in den Texten, die nicht in der Bibliographie für das Seminar stehen, sondern die man „nebenbei“ entdeckt – aber damit man diese Texte findet, muss man sich eben die Mühe machen, viele Texte „nebenbei“ zu lesen. Oft ist das eine Frage des zeitlichen Aufwands, und auch das ist etwas, was ich während meines Studium zumindest angefangen habe zu lernen: Texte zum einen querzulesen, um zu erkennen, wie viel nützliche Information sie enthalten, und mir zum anderen die Zeit zu verschaffen, um die interessanten Texte dann auch gründlich lesen zu können.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Auf diese Frage gibt es aus meiner Sicht eine ganz klare Antwort: Fremdsprachen. Man kann keine substantielle Forschung betreiben, wenn man keinen Zugang zur Forschungsliteratur hat – und dort kommt man mit Deutsch und Englisch zwar schon relativ weit, aber es gibt Unmengen an Literatur, die nur auf Französisch, Spanisch oder Italienisch zugänglich sind. Deswegen sollte man so früh wie möglich anfangen, seine Fremdsprachenkenntnisse zu erweitern.

Außerdem halte ich es für sinnvoll, sich auf dem Feld „Zeit- und Projektmanagement“ ein wenig fortzubilden: Die Universität erzieht einen mit durchorganisierten Studienplänen und genauen Vorgaben für Prüfungsstoff und Abschluss-Voraussetzungen nicht gerade dazu, selbstständig organisiert zu arbeiten – aber eine Promotion ist ein großes Projekt, bei dem Selbstdisziplin und sinnvolle, langfristige Planung essentiell für den erfolgreichen Abschluss sind.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Besonders beeindruckend waren für mich die Gespräche mit meinen Kommilitonen, mit den Doktoranden und Dozenten, in denen wir uns über unsere jeweils aktuellen Arbeiten und Interpretationsansätze ausgetauscht haben. Dabei bekommt man ständig neue Anregungen für die eigene Arbeit, und man sieht deutlich, dass es eigentlich immer jemanden gibt, der sich mit einem bestimmten Autor oder einem bestimmten theoretischen Modell deutlich besser auskennt als man selbst. Das kann man entmutigend finden, aber mich hat es immer dazu motiviert, von ihnen zu lernen und nicht allzusehr von meinen eigenen Fähigkeiten überzeugt zu sein – das finde ich sehr wichtig, weil man so seine eigene Arbeit viel schärfer in den Blick nimmt und dadurch bessere Ergebnisse erzielt.

Welchen Rat würden Sie Studienanfänger*innen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Mein Rat an alle, die überlegen, ob sie promovieren und eine universitäre Laufbahn einschlagen wollen, ist folgender: Erweitern Sie Ihren Horizont. Gehen Sie zwischendurch an eine andere Uni, um zu erkennen, welche Fragestellungen typisch für das Fach an sich, welche „nur“ typisch für Ihr Institut sind. Versuchen Sie, eine Stelle als Hilfskraft zu bekommen, um das „System Universität“ aus einem anderen Blickwinkel kennenzulernen.

Wenn Sie genügend Erfahrungen gesammelt haben, um ohne verklärende Illusionen auf den alltäglichen Betrieb der Universität sehen zu können, und Sie immer noch dort arbeiten wollen – dann ist eine Promotion die richtige Entscheidung.