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Koreastudien (B.A.)

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Jan Janowski, Leiter Sprachendienst Botschaft Pjöngjang

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor? Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Derzeit bin ich beim Auswärtigen Amt beschäftigt und leite den Sprachendienst der Botschaft in Pjöngjang, zudem bin ich Presserefent und arbeite im politischen Team mit.

Tägliche Aufgaben sind dabei Pressebeobachtung, Presseauswertung und allgemeine Lagebeobachtung im Land. Wichtigste Aufgabe bleibt jedoch das Dolmetschen und Übersetzen für die Leitung, d.h. den Botschafter oder seinen Vertreter. Beim Dolmetschen reicht das von einfachen Begrüßungsfloskeln bis hin zu Gesprächen mit dem protokollarischen Staatsoberhaupt. Beim Übersetzen ist die Spanne ebenso groß, von einfacher Korrespondenz bis hin zu Vertragswerken und Sanktionstexten.

Als Vorgesetzter für nordkoreanische Ortskräfte versuche ich zudem nach Möglichkeit, auftretende Probleme oder Missverständnissen zu beheben, was im speziellen Umfeld Nordkoreas ein ums andere Mal besonderes Fingerspitzengefühl und Kreativität erfordert. Idealerweise ist man in meiner Position ein Sprachrohr in beide Richtungen, d.h. von Ortskräften zu Entsandten und andersherum.

Der Arbeitsalltag ist inhaltlich abwechslungsreich: Mal forscht man nach, wo ein bestimmter Blumentopf der Botschaft auf dem weitläufigen Gelände abgeblieben ist, im nächsten Moment steht ein Außentermin an, um im nordkoreanischen Außenministerium ein Anliegen vorzubringen. Zudem muss ich durch meine Funktion an der Seite des Botschafters oder seines Vertreters oft an Abendempfängen und anderen öffentlichen Anlässen teilnehmen, die außerhalb der normalen Behörden-Dienstzeiten liegen. Wenn man nach getaner Büroarbeit teils noch stundenlang bei Abendveranstaltungen anspruchsvolle und aufgrund der politischen Lage auch atmosphärisch nicht immer einfache Gespräche dolmetschen muss, ist es schwer die Anstrengung zu verbergen; genau das gehört aber zu einem guten Dolmetscher. Außerdem erhält man bei solchen Gelegenheiten interessante und wertvolle Einblicke in die bilateralen Beziehungen und das Gastland.

Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Studium der Koreanistik entschieden?

Ich hatte bereits in meiner Jugend großes Interesse an Korea, das ursprünglich durch Taekwondo und koreanische Freunde geweckt wurde. Ich hatte zunächst etwas Bedenken ein Exotenfach zu studieren, zumal der Studiengang damals gerade erst neu an der FU begann. Dennoch stand am Ende eines langen Denkprozesses als Ergebnis, dass ich nur in diesem Fach wirklich 100% für die Sache „brennen“ können würde und ich habe diese Entscheidung nie bereut. Ebenso war für mich aber wichtig und richtig, meinen akademischen Horizont über die Wahl methodischer Nebenfächer, eine formale Übersetzer-Ausbildung und später ein Master-Studium in Politikwissenschaften ständig zu erweitern. Beides war für meine Entwicklung sehr wichtig, regionale Spezialisierung und methodische Generalisierung müssen m.E. Hand in Hand gehen. In welcher Reihenfolge man das macht, bleibt jedem selbst überlassen und es gibt sicher nicht einen Weg zum Erfolg.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende/r erfüllt?

Zwar war es immer ein Traum von mir, einmal im Auswärtigen Amt zu arbeiten, ich habe jedoch nicht gezielt darauf hingearbeitet. Ich war zuvor als Übersetzer, Autor und Journalist tätig, habe verschiedene andere Projekte gemacht, die allesamt etwas mit (Nord-)Korea zu tun hatten, aber alle etwas andere Anforderungen an mich stellten. In dieser Zeit habe ich gelernt, dass ich flexibel sein muss, dass allzu festgefahrene Erwartungen und starre Karrierepläne mein Vorankommen eher hindern. Als sich dann die Chance bot, in den Auswärtigen Dienst einzutreten, habe ich diese Chance ergriffen und habe mich schlicht überraschen lassen.

Nach etwa 15 Monaten kann ich sagen: Die Arbeit in der Botschaft bietet eine Tätigkeit am Puls des Weltgeschehens. Ich begegne vielen interessanten Persönlichkeiten und erlebe, wie Politik entsteht und umgesetzt wird.

Dolmetschern und Übersetzern bietet das Auswärtige Amt übrigens traumhafte Bedingungen: Im Allgemeinen ist der Respekt vor unserer Arbeitsleistung sehr hoch und die Unterstützung durch ein eigenes Referat in der Zentrale (Sprachendienst) immer gegeben.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Natürlich die Sprache. Ich hätte ehrlich gesagt im Studium nicht gedacht, dass mir der Kurs „Nordkoreanischer Sprachgebrauch“ noch einmal etwas für meine spätere Karriere bringen würde – zu fern war trotz aller interessanter Erzählungen dieses Land namens Nordkorea. Deshalb hatte ich den Kurs damals auch eher aus Neugier belegt, denn aus Gründen der Karrierevorbereitung. Aber die Materialien aus diesem Unterricht helfen mir noch heute in kniffligen Situationen weiter, ebenso wie die vielen Anekdoten, die Herr Dr. Brochlos aus Nordkorea erzählte.

Abgesehen davon hat mir das Studium allgemein den notwendigen Überblick über Korea als Ganzes in all seinen historischen, politischen und kulturellen Dimensionen gegeben.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Eine ganze Menge; nur mit Sachkenntnis bezüglich Korea kommt man kaum weiter, egal ob als Diplomat, als Übersetzer oder als Journalist. In keinem Beruf werden Sie nur mit Korea zu tun haben; selbst in der koreanischen Literaturübersetzung werden Sie auf Stellen stoßen, an denen ein Autor seitenlang über französische Geschichte philosophiert, in Baseball-Metaphern witzelt oder seine Gefühle für eine Frau mit dem technischen Aufbau eines Autos vergleicht.

Eine erste wichtige Weiche stellt man bereits mit der Wahl von Nebenfächern (affinen Modulen) in der Uni, aber dann ist noch lange nicht Schluss. Was man an Kursen, Fortbildungen etc. belegen kann, sollte man mitnehmen: Die intensive Beschäftigung mit einem Gegenstand, sei es eine Sportart, traditionelle Teezeremonie oder Psychologie, hilft einem irgendwann, irgendwo immer weiter. Das Weltwissen wächst täglich und auch wenn man nicht alles wissen kann, sollte man doch versuchen, zumindest nicht zu weit zurückzufallen. Das erspart einem als Diplomat oder Dolmetscher peinliche Momente der Stille ebenso wie quälend lange Recherchen als Journalist oder Übersetzer.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Das ganze Studium im Bachelor an der FU unter Herrn Dr. Brochlos bleibt als tolle Erinnerung. Wir waren eine echte Gemeinschaft in einem kleinen Häuschen, man konnte jederzeit zu Herrn Dr. Brochlos kommen, wenn man Fragen hatte, man konnte in den vielen Büchern unserer Bibliothek geradezu versinken. Nach der Vorlesung ging man Koreanisch Essen oder zum Karaoke; auch das waren wichtige „Lehren“. Es war alles noch etwas improvisiert und in der Testphase, aber für diejenigen, die lernen wollten, gab es bereits ein großartiges Umfeld, in dem jeder seine Nische finden konnte. Man war nie zu eng in ein Korsett gepresst und auch nie so allein gelassen, dass man umherirren musste.

Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Wenn Sie den Beruf des Diplomaten anstreben, sollten Sie neben Koreanisch noch mindestens eine UN-Sprache lernen und sich nicht nur auf Korea bzw. die Region Ostasien konzentrieren. Beim Auswärtigen Amt wird auf allen Positionen ein hohes Maß an Allgemeinwissen verlangt. Andererseits ist eine Spezialkompetenz, gerade im Sprachenbereich, durchaus ein Plus, wenn die übrigen Grundvoraussetzungen erfüllt sind.

Ähnliches gilt, wenn Sie Übersetzer bzw. Dolmetscher werden wollen: Ohne Allgemeinwissen und Kenntnis über das aktuelle Weltgeschehen, werden Sie immer Probleme haben. Man kann auch als Dolmetscher in Pjöngjang in die Verlegenheit kommen, verschiedene europäische Kirchenschiffformen erklären zu müssen. Da man meist für hochrangige und sehr erfahrene Experten dolmetscht, sollte man zumindest nachvollziehen können, was diese Person zu transportieren versucht. Die Position als Mittler zwischen zwei Personen – meist in einer wichtigen Situation – setzt noch etwas voraus, das man nicht formal lernen kann: Menschenkenntnis und Empathie. Sie müssen Stimmungen aufnehmen, Nuancen erkennen und Sympathien wie Antipathien gleichermaßen übermitteln.

Deshalb: Flexibilität, Allgemeinwissen und sicheres Auftreten sind Kompetenzen, die man in quasi allen Berufen braucht. Wenn man dann auch noch in schwierigen Situationen, auch noch nach einem 15-Stunden-Tag, ein Lächeln herausbekommt und seine Umgangsformen nicht vergessen hat, dann ist man auf dem richtigen Weg.

Und abschließend noch eines: Damit andere diese Kompetenzen bei Ihnen auch entdecken können, müssen Sie sichtbar sein. Bauen Sie gerade als Freiberufler früh Netzwerke und pflegen Sie sie, versuchen Sie Ihren Namen bekannt zu machen, nicht um jeden Preis, aber stetig, damit Menschen an Sie denken, wenn sie Aufträge und Jobangebote zu vergeben haben.