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Informatik für das Lehramt (B.Sc.)

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Andreas Gramm, Lehrer für Informatik und Englisch, Fachseminarleiter für Informatik

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor. Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Ich arbeite als Lehrer für Informatik und Englisch an einem Gymnasium in Berlin-Tiergarten. Neben dem Unterrichten nehme ich mit einer Fachseminarleitung für Informatik, der Leitung der Fachkonferenz Informatik an meiner Schule sowie der Systemverwaltung an meiner Schule verschiedene außerunterrichtliche Tätigkeiten wahr, aufgrund derer ich weniger Unterricht erteile, als dies für eine Lehrkraft üblich ist.

Der Tag als Lehrer beginnt in der Regel morgens um 7:30 in der Schule. Der erste Blick geht auf den Vertretungsplan, der zweite ins Postfach. Oft sind dann organisatorische Fragen für den Tag oder die nächsten Tage zu klären: Kann ich für morgen für die 5. Stunde einen Computerraum für die 10e reservieren? War der Schüler, der letzte Woche bei der Klassenarbeit in der 8a gefehlt hat, entschuldigt? Gerne bei einer Tasse Kaffee im Stehen, und dann geht es auch schon los ins Klassenzimmer. Mit voller Stelle unterrichtet man an Oberschulen 26, an Grundschulen 28 Stunden, das sind also je nach Stundenplan etwa 4 bis 7 Stunden Unterricht am Tag: Im Stundentakt andere Gesichter und andere Themen, immer mit dem Anspruch, schnell an den vorangegangenen Unterricht anzuknüpfen und neue Grundlagen zu schaffen, an die in den nächsten Stunden wiederum angeknüpft werden kann. Und das ist nur das fachliche! Daneben gilt es zu erfassen, wie es den Schülerinnen und Schülern geht, ob sie sich den Aufgaben widmen, ob die Aufgaben wie beabsichtigt funktionieren oder weitere Hilfen von meiner Seite erforderlich sind. Zwischendurch Pausenaufsicht, weitere Gespräche organisatorischer Art mit Kollegen, der Schulleitung, der Schulsozialarbeit, dem Hausmeister … bei einer Tasse Kaffee oder einer mitgebrachten Stulle – meist im Stehen.

Nach der letzten Stunde heißt es dann: Kräftig durchatmen, kurze späte Mittagspause, und dann an den Schreibtisch und: Klassenarbeiten, Tests und eingesammelte Hausaufgaben korrigieren und den Unterricht für die kommenden Tage vorbereiten. Regelmäßig gibt es nachmittags Besprechungen und Konferenzen in der Schule, dann verlagert sich die Unterrichtsvor- und -nachbereitung in die späten Abendstunden. Immer wieder muss man sich auch die Zeit nehmen, neben den aktuell anstehenden Stunden die langfristige Unterrichtsplanung vorzunehmen: Welche Themen sollen meine Schülerinnen und Schüler in diesem Schuljahr bzw. Schulhalbjahr noch erarbeiten? Welche Kompetenzen sollen sie dabei erwerben? Welche Vorgaben aus Rahmenlehrplänen und schulinternen Curricula sind zu beachten? Dafür braucht es etwas Ruhe und Zeit am Stück, die sich meist nur am Wochenende findet.

Das klingt jetzt so, als ob das alles kaum zu schaffen ist, aber es gibt schon Strukturen, die man nutzen kann und sollte. So bieten Verlage sinnvoll strukturierte Lehrwerke an, auf denen man seine Unterrichtsvorbereitung aufbauen kann. Im Internet finden sich zunehmend von Kollegen veröffentlichte Unterrichtsmaterialien und interaktive Lernumgebungen, die man ggf. nur noch für die eigenen Lerngruppen anpassen muss. Und natürlich erarbeitet man sich mit der Zeit einen Fundus an Unterrichtsmaterialien, die sich mit leichten Anpassungen wiederverwenden lassen. Wichtig ist, denke ich, dass man seine Aufgabe als Lehrkraft über die einzelne Unterrichtsstunde hinaus sieht. Die Schulzeit ist für viele Menschen eine prägende Zeit, in der sie viele neue Erfahrungen machen. Diesen Raum als eine vertrauensvolle, geschützte Umgebung zu gestalten, in der Fehler gemacht werden dürfen, anhand derer man sich weiterentwickelt, das sehe ich als eine übergreifende Aufgabe von Lehrern. Am Ende legen unsere Schülerinnen und Schüler Abschlussprüfungen ab, die für ihr weiteres Leben viel bedeuten! Wenn meine Schülerinnen und Schüler in den Prüfungen erfolgreich sind, freue ich mich, sie darin unterstützt zu haben. Gelegentlich trifft man auch Schülerinnen und Schüler später wieder und einige berichten dann, dass sie nun Informatik oder Englisch studieren und sich durch ihren Unterricht an der Schule gut vorbereitet fühlten – das empfinde ich dann als eine späte, aber wertvolle Anerkennung meiner Arbeit!

Abwechslung bieten verschiedene außerunterrichtliche Aufgaben in der Organisation von Schule und Unterricht, für die man sich als Lehrkraft bewerben kann und für die man selten mehr Geld, aber oft Abminderungsstunden erhält, das heißt man erhält zusätzliche Aufgaben, muss aber weniger unterrichten. Das ist am Ende vielleicht nicht weniger Arbeit, aber die Arbeit wird abwechslungsreicher. So habe ich z. B. für viele Jahre Fortbildungen für Informatiklehrer angeboten. Über den Austausch mit Kollegen und anderen an der Organisation der Fortbildungen Beteiligten habe ich auch für meinen eigenen Unterricht wertvolle Anregungen erhalten!

Seit einigen Jahren bilde ich als Fachseminarleiter angehende Informatiklehrerinnen und Informatiklehrer im Referendariat aus. In den Fachseminarsitzungen initiiere und moderiere ich intensive Diskussionen über eine lernförderliche Gestaltung von Informatikunterricht. Darüber hinaus besuche ich die Referendare in ihrem Unterricht und führe im Anschluss ein Auswertungsgespräch zu ihrem Unterricht durch, in dem ihre Stärken und verbleibende Entwicklungsschwerpunkte zu identifizieren sind. Das ist eine spannende Aufgabe, bei der man sich sehr konzentrieren muss: Idealerweise führt man das Gespräch so, dass die Unterrichtenden Stärken und Entwicklungsschwerpunkte eigenständig als Erkenntnis identifizieren.

Um mich mit anderen Informatiklehrern auszutauschen und von aktuellen Entwicklungen in der Informatikdidaktik zu erfahren, engagiere ich mich darüber hinaus in der Fachgruppe "Informatik-Bildung in Berlin und Brandenburg" der Gesellschaft für Informatik sowie in einer Arbeitsgruppe zur Förderung der Kontextorientierung im Informatikunterricht und besuche regelmäßig Tagungen zum Informatikunterricht im gesamten Bundesgebiet und veröffentliche gelegentlich, meist in Zusammenarbeit mit anderen Informatiklehrern und Fachdidaktikern verschiedener Universitäten, Erfahrungsberichte. Das ist zwar zusätzliche unbezahlte Arbeit, bietet mir aber wertvolle Anregungen und macht vor allem auch viel Spaß!

Als Informatiklehrer wird man oft gebeten, die Computer und das Netzwerk der Schule zu warten. Da immer mehr Geräte in die Schule kommen, ist dies auch eine immer größer werdende Aufgabe. Hier gilt es, effiziente Verfahren wie Imaging und möglichst einheitliche Hard- und Software einzusetzen und ggf. auch eine entsprechende Entlastung von anderen Aufgaben einzufordern.

Insgesamt würde ich die Arbeitsbelastung als hoch einschätzen. Jede Lehrkraft ist aufgefordert, sich die zur Verfügung stehende Zeit sinnvoll einzuteilen und die Vielzahl an anstehenden Aufgaben entsprechend zu priorisieren.

Warum haben Sie sich seinerzeit für ein Lehramtsstudium der Informatik entschieden?

Ich habe bereits als Jugendlicher Kinder betreut und große Freue daran gefunden, Ihnen unsere Welt auf kindgerechte Art nahe zu bringen und zu erklären. Überhaupt hat mir der Umgang mit Kindern und Jugendlichen schon immer viel Spaß gemacht. Dabei ist die Betreuung von Kindern und Jugendlichen nicht immer harmonisch und konfliktfrei: Sie testen ihre Grenzen und überschreiten diese auch zuweilen zulasten anderer. Solche Konflikte sehe ich aber weniger als eine Belastung sondern vielmehr als eine Gelegenheit, ihre Empathie und ein soziales und solidarisches Miteinander weiterzuentwickeln.

Nach meinem Zivildienst in einer Kindertagesstätte stand fest: Ich möchte noch lieber mit Jugendlichen arbeiten und ihnen etwas komplexere Dinge nahebringen, die ihnen in ihrem zukünftigen Leben besonders nützlich sein werden. Mit Informatikkenntnissen kann man sich kreativ eigene Internetplattformen, Programme und Geräte entwickeln und damit letztlich auch die Welt gestalten. Ich fand und finde immer mehr, dass dies eine Fähigkeit ist, die sich anderen beizubringen lohnt! Für mein anderes Fach Englisch sieht es ähnlich aus: Englisch sprechen und schreiben zu können, eröffnet einen Zugang zu unserer globalisierten Gesellschaft, insbesondere in Zeiten des weltweiten Netzes, in der jeder mit jedem in Kontakt treten kann! Es gibt natürlich noch weitere Fächer, die sich lohnen, jungen Menschen nahe gebracht zu werden, aber für mich waren es diese beiden.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierender erfüllt?

Direkt nach dem Abitur habe ich mir vorstellen können, als Lehrer zu arbeiten. Ich wollte mich aber nicht direkt nach der Schule dazu entscheiden, gleich wieder in die Schule zu gehen. Da kam das Jahr Zivildienst gelegen: Ein Jahr auf Seite der Pädagogen hat mir gezeigt, dass es etwas ganz anderes ist, als Pädagoge in einer Bildungseinrichtung zu arbeiten, als sie als Kind bzw. später Jugendlicher zu besuchen.

Im Rückblick muss ich sagen, dass sich meine Erwartungen an den Beruf erfüllt haben. Nach wie vor habe ich viel Freude daran, meinen Schülerinnen und Schülern Angebote zu unterbreiten, Informatiksysteme zu verstehen und sich zentrale Fähigkeiten zu ihrer Gestaltung anzueignen!

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Vielleicht lag es auch an der Struktur des damaligen Studiums, aber im Rückblick sehe ich die fachwissenschaftliche Ausbildung als den Teil, den ich heute vielfach nutze und den ich nicht ohne weiteres woanders erhalten könnte. Die Bedeutung einer präzisen Vorstellung von Konzepten und Begriffen ist nicht zu unterschätzen, wenn es darum geht, Lernarrangements zu gestalten, die es den Schülerinnen und Schüler ermöglichen sollen, diese zu erarbeiten und ein angemessenes eigenes Verständnis der Konzepte und Begriffe zu entwickeln. Während meines Studiums hatte ich bei vielen Themen die Vorstellung, dass ich das für den Unterricht nicht brauchen würde, da ich sie für zu speziell hielt. Stimmt nicht! So sieht der Rahmenlehrplan für die Oberstufe z. B. Elemente der theoretischen Informatik vor. Da muss ich mir nun überlegen: Wie kann ich einen Einstieg in endliche Automaten lebensnah gestalten? Oder zum Thema Datenbanken: Wie schaffe ich eine praktische Situation, die es erfordert, mehrere Tabellen sinnvoll über ein gemeinsames Merkmal verknüpft auszuwerten?

Ebenfalls für mich persönlich wichtig waren die Praktika. Die Erfahrung, Spaß am Unterrichten zu haben und hier wirksam zu sein, hat mich über die Jahre in meinem Berufswunsch bestärkt und motiviert, die, was die Pädagogik und die Didaktik angeht, eher theoretischen Studieninhalte zu erarbeiten.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Empfehlen würde ich eine Zertifizierung als Roberta Teacher. Bei Roberta handelt es sich um ein seit Jahren etabliertes Konzept. Die eingesetzten Roboter sind an vielen Schulen vorhanden, die Schulen können sich mit einem Roberta-Angebot als MINT-freundliche Schule qualifizieren, da könnte es für eine Schule interessant sein, eine Lehrkraft mit Roberta-Zertifizierung einzustellen. Und: Roberta macht großen Spaß, Schülerinnen und Schüler wie auch Lehrerinnen und Lehrern!

Wer einen Studentenjob sucht, dem würde ich eine Mitarbeit in der Arbeitsgruppe zur Didaktik der Informatik an seiner Universität empfehlen. Das bietet Gelegenheit, Tagungen für Informatiklehrer zu besuchen und aktuelle Themen der Didaktik z. B. in der Gestaltung von Kursen in einem Schülerlabor kennenzulernen.

Wer gerne Sport treibt kann bei Sportverbänden z. T. Jugendtrainingsleiterkurse absolvieren, die von Schulen anerkannt werden, z. B. der Jugendskileiterschein des Deutschen Skiverbands, den man auch in Veranstaltungen des Hochschulsports erwerben kann. Für eine Schule kann es attraktiv sein, hier Angebote wie Skifahrten oder spezielle Sportkurse wie Rudern oder Judo usw. anzubieten, wenn sie entsprechend qualifizierte Lehrkräfte hat.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Mein Orientierungspraktikum an der Werbellinsee-Grundschule. Das Kollegium dort hat damals gleich mehrere reformpädagogische Ansätze wie Projektunterricht und fächerverbindenden Unterricht umgesetzt, gepaart mit kooperativen Arbeitsformen der Kollegen, z. B. in Jahrgangsteams. Das kannte ich aus meiner eigenen Schulzeit so nicht und hat mir gezeigt, dass sich Schule weiterentwickeln lässt, wenn engagierte Kollegen zusammenarbeiten!

Welchen Rat würden Sie StudienanfängerInnen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

  1. Unterhalten Sie sich unbedingt mit Personen, die den Beruf aktuell aktiv ausüben. Was schätzen sie an ihrem Beruf? Welche Belastungen bestehen? Vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, eine Person für einen Tag bei ihrer/seiner Arbeit zu begleiten? Oder gar ein Schnupper-Praktikum durchzuführen?
  2. Wie würden SIE mit den geschilderten Belastungen umgehen? Sportlicher Anreiz oder No-Go? Was geht und was nicht geht, ist vor allem eine Frage des individuellen Erlebens von Belastungen und des aktiven Umgangs mit ihnen.
  3. Sprechen die genannten geschätzten Aspekte SIE persönlich an? Auch was einen begeistert, ist eine sehr individuelle Frage! Dabei muss nicht jeder vom gleichen begeistert sein. Aber es hilft schon ungemein, wenn man eine innere positive Grundeinstellung zu der Tätigkeit hat, sie wird ja zu einem prägenden Teil des eigenen Lebens!