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Griechische Philologie (B.A.)

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Die Methode der Naturforschung bei Aristoteles

Unten sehen Sie einen Textausschnitt aus dem Anfang der Aristotelischen Physik (184a14–b14), in dem Aristoteles den Prozess des menschlichen Erkennens in der Naturforschung schildert:

[…], δῆλον ὅτι καὶ τῆς περὶ φύσεως ἐπιστήμης πειρατέον διορίσασθαι πρῶτον τὰ περὶ τὰς ἀρχάς. πέφυκε δὲ ἐκ τῶν γνωριμωτέρων ἡμῖν ἡ ὁδὸς καὶ σαφεστέρων ἐπὶ τὰ σαφέστερα τῇ φύσει καὶ γνωριμώτερα• οὐ γὰρ ταὐτὰ ἡμῖν τε γνώριμα καὶ ἁπλῶς. διόπερ ἀνάγκη τὸν τρόπον τοῦτον προάγειν ἐκ τῶν ἀσαφεστέρων μὲν τῇ φύσει ἡμῖν δὲ σαφεστέρων ἐπὶ τὰ σαφέστερα τῇ φύσει καὶ γνωριμώτερα. ἔστι δ’ ἡμῖν τὸ πρῶτον δῆλα καὶ σαφῆ τὰ συγκεχυμένα μᾶλλον• ὕστερον δ’ ἐκ τούτων γίγνεται γνώριμα τὰ στοιχεῖα καὶ αἱ ἀρχαὶ διαιροῦσι ταῦτα. διὸ ἐκ τῶν καθόλου ἐπὶ τὰ καθ’ ἕκαστα δεῖ προϊέναι• τὸ γὰρ ὅλον κατὰ τὴν αἴσθησιν γνωριμώτερον, τὸ δὲ καθόλου ὅλον τί ἐστι• πολλὰ γὰρ περιλαμβάνει ὡς μέρη τὸ καθόλου. πέπονθε δὲ ταὐτὸ τοῦτο τρόπον τινὰ καὶ τὰ ὀνόματα πρὸς τὸν λόγον• ὅλον γάρ τι καὶ ἀδιορίστως σημαίνει, οἷον ὁ κύκλος, ὁ δὲ ὁρισμὸς αὐτοῦ διαιρεῖ εἰς τὰ καθ’ ἕκαστα. καὶ τὰ παιδία τὸ μὲν πρῶτον προσαγορεύει πάντας τοὺς ἄνδρας πατέρας καὶ μητέρας τὰς γυναῖκας, ὕστερον δὲ διορίζει τούτων ἑκάτερον.

[…], es ist klar, dass man auch bei der Wissenschaft über die Natur versuchen muss, zunächst das, was die Prinzipien betrifft, zu bestimmen. Der <menschlichen> Natur gemäß aber führt der Weg von dem, was uns bekannter und deutlicher ist, zu dem der Natur nach Deutlicheren und Bekannteren, denn nicht dasselbe ist das für uns und an sich Bekannte. Deshalb ist es notwendig, auf diese Weise fortzuführen von dem der Natur nach Undeutlicheren, für uns aber Deutlicheren, zu dem der Natur nach Deutlicheren und Bekannteren. Uns ist zunächst das Konfuse eher klar und deutlich. Später aber werden daraus die Elemente und die Prinzipien deutlich, wenn man das Konfuse voneinander unterscheidet. Deswegen muss man von dem Allgemeinen zum Einzelnen fortgehen. Denn das Ganze ist bekannter im Bereich der sinnlichen Wahrnehmung, das Allgemeine aber ist ein bestimmtes Ganzes; denn vieles umfasst das Allgemeine als Teile. Auf dieselbe Art und Weise geht es auch den Bezeichnungen im Verhältnis zum Begriff. Sie sagen unbestimmt ein Ganzes aus, z.B. „Kreis“, die begriffliche Bestimmung des Kreises aber unterscheidet ihn dann in seine einzelnen Bestandteile. So machen es ja auch die Kinder: Anfangs nennen sie alle Männer Väter und alle Frauen Mütter, später unterscheiden sie dann von ihnen ein jedes genauer.

Übersetzung: Rujun Jiang

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Bei der Naturforschung steht das der Natur nach Deutlichere am Anfang des Erkenntnisprozesses.

Das für uns Bekanntere und Deutlichere ist identisch mit dem der Natur nach Bekannteren und Deutlicheren.

Das Allgemeine, das mit der sinnlichen Wahrnehmung erkannt wird, ist zugleich konfus, und fungiert als der Ausgangspunkt des Erkennens.

Die Bezeichnung (ὄνομα) „Kreis“ beinhaltet Teile, die nicht zur begrifflichen Bestimmung (λόγος) des Kreises gehören.

Die Kinder nennen alle Männer Väter und alle Frauen Mütter, weil sie noch nicht imstande sind, die Differenzierung zwischen ihrem Vater und anderen Männern (bzw. ihrer Mutter und anderen Frauen) zu leisten.

Nach Aristoteles nimmt der menschliche Erkenntnisprozess in der Naturforschung seinen Anfang von dem, was uns deutlicher und bekannter ist. Das Erkenntnisziel aber besteht darin, zu dem der Natur nach, d.h. der Sache nach Deutlicheren und Bekannteren zu gelangen. Der Ausgangspunkt und das Ziel sind offenbar nicht identisch.

Wenn man ein Möbelstück mit vier Beinen und einer ebenen Fläche (etwa rund oder quadratisch) betrachtet und es als Tisch bezeichnet, nimmt man eigentlich etwas Allgemeines wahr, das andere Möbel (z.B. ein Stuhl, ein Schrank usw.) auch haben könnten. Das, was einen Tisch zum Tisch macht, hat man durch die sinnliche Wahrnehmung noch nicht erkannt. Dieses Allgemeine („vier Beine“ und „ebene Fläche“) ist also konfus, insofern es vielem Verschiedenen gemeinsam ist und nicht als Differenzierungskriterium für einen Tisch von anderen Möbeln dienen kann. So gilt auch für einen Kreis: Die Bezeichnung „Kreis“ besagt vieles (etwa: im Sand, auf einer Tafel, mit Kreide oder Tinte gezeichnet), das nicht zur Definition bzw. dem Begriff des Kreises gehört.

Die Kinder erkennen anfangs ihre Väter etwa an der tiefen Stimme, ihre Mütter aber an den langen Haaren. Solche Merkmale lassen sich jedoch bei anderen Männern bzw. Frauen auch vorfinden. Eine genauere Unterscheidung ist von den Kindern noch zu leisten.