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Deutsche Philologie (B.A.)

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Nina Nowakowski, Literaturwissenschaftlerin für Ältere deutsche Literatur und Sprache

Stellen Sie Ihren Beruf kurz vor: Wie sieht Ihr Berufsalltag aus (typische Tätigkeiten, Arbeitszeiten etc.)?

Es gehört zu den Privilegien von Literaturwissenschaftler*innen, einen sehr vielfältigen Berufsalltag zu haben. Wir müssen z.B. nicht immer im Büro arbeiten, weil wir räumlich und zeitlich ziemlich flexibel sind. Unser wichtigstes Arbeitsinstrument haben wir schließlich immer bei uns: Unseren Kopf (und einen Laptop). Das ist Segen und Fluch zugleich, denn einerseits lassen sich tendenziell überall und jederzeit Anregungen für die eigene Arbeit finden, aber das macht es andererseits auch zur Herausforderung, richtig abzuschalten.

Neben der eigenen Forschungsarbeit und dem Vorbereiten und Durchführen meiner Vorlesungen und Seminare, dem Betreuen von Studierenden, dem Abnehmen von Prüfungen und dem Beurteilen von Seminararbeiten oder Klausuren gehört zu meinem Aufgabenbereich auch über künftige Forschungsvorhaben nachzudenken, sie zu konzeptualisieren und gegebenenfalls hierfür Förderanträge zu schreiben. Außerdem gehört die Planung und Organisation von Workshops und Tagungen zu meinen Aufgaben. Für all das ist regelmäßiger Austausch mit meinen Kolleg*innen am eigenen Institut, an anderen Instituten aber auch an anderen Universitäten wichtig.

Die Semesterferien sind für mich die Zeit, in der ich mich auf eigene Forschungsvorhaben konzentrieren kann. Dann lese ich viel Literatur und Forschungstexte, um neue Themenfelder zu erschließen oder Publikationen vorzubereiten. Während des Semesterbetriebs fehlt auch den meisten meiner Kolleg*innen manchmal die Zeit und Ruhe zum Lesen, Denken und Schreiben.

Meine Arbeit ist übrigens ohne den Zugang zu gut sortierten Bibliotheken undenkbar. Aber die Annahme, Literaturwissenschaftler*innen seien Bücherwümer, die sich ausschließlich in Bibliotheken verkriechen, ist nur eingeschränkt richtig, denn wissenschaftliches Arbeiten ist unbedingt auf Austausch angewiesen. Entsprechend gehört auch der Besuch von Konferenzen oder Workshops zu meinem Beruf. Dort können Überlegungen vorgestellt und in der Diskussion mit Kolleg*innen erprobt und geschärft werden. Aber auch außerhalb von offiziellen Tagungen ist der Austausch wichtig für die Entwicklung von Fragestellungen und Thesen. Ob im Gespräch mit Kolleg*innen in der Kaffeepause, bei Arbeitstreffen in kleiner Runde oder im Seminar mit Studierenden – die gemeinsame Diskussion von Textstellen, kritische Nachfragen und hilfreiche Hinweise stellen für mich den Kern literaturwissenschaftlichen Arbeitens dar.

Warum haben Sie sich seinerzeit für dieses Studium der Deutschen Philologie entschieden?

Meine Entscheidung, ein philologisches Fach zu studieren, war allein durch das Interesse für die Inhalte motiviert. Literatur und Sprache haben mich schon immer fasziniert und ich wollte einfach mehr darüber wissen. Dass die Wahl auf die Deutsche Philologie gefallen ist, hat damit zu tun, dass ich es bis heute spannend finde, (vermeintlich) vertraute Zusammenhänge und Gegenstände in einem neuen Licht zu betrachten. Das ist letztlich auch der Grund dafür, dass ich im Studium einen Schwerpunkt auf die mittelalterliche Literatur gelegt habe: Um vormoderne Literatur verstehen zu können, ist man gezwungen, die eigenen Vorstellungen von Literatur zu hinterfragen und zu erweitern. Dass ich bei der Wahl des Studiums gar nicht über mögliche Berufswege nachgedacht habe, erscheint mir übrigens im Rückblick ziemlich fahrlässig.

Wann haben Sie sich für Ihren aktuellen Beruf entschieden und haben sich Ihre Erwartungen daran, ggf. aus Ihrer Zeit als Studierende erfüllt?

Ausschlaggebend war, dass ich als studentische Hilfskraft für eine Professorin arbeiten konnte. Dadurch habe ich viele Abläufe und Inhalte der Arbeit als Wissenschaftler*in kennenlernen können. Entscheidend war auch der Besuch eines Kolloquiums, in dem verschiedene Mitglieder des Mittelbaus und fortgeschrittene Studierende regelmäßig ihre Projekte vorgestellt und diskutiert haben. Dort habe ich verstanden, wie schön es ist, sich in seinem Beruf stets neue Themenfelder erarbeiten und immer dazulernen zu können. Das empfinde ich noch heute so. Eine Überraschung waren die Erfahrungen, die ich als Lehrende gemacht habe: Ich hatte nicht damit gerechnet, dass mir das Unterrichten so große Freude bereiten würde.

Was ist Ihrer Meinung nach das Wichtigste, das Sie während des Studiums für Ihren aktuellen Beruf gelernt haben?

Eine wichtige Erkenntnis aus meinem Studium ist, dass es kein Patentrezept für gutes literaturwissenschaftliches Arbeiten gibt. Das habe ich nur verstehen können, weil ich bei sehr verschiedenen Lehrenden mit unterschiedlichen Forschungsinteressen Veranstaltungen besucht habe und von der althochdeutschen bis zur postmodernen Literatur ein großes Spektrum an Texten kennenlernen konnte. Dadurch habe ich verstanden, dass es keine universalen Methoden und allgemeingültigen Erklärungen gibt. Das ist zwar verunsichernd, aber auch sehr wichtig, um der Literatur wirklich gerecht zu werden. Für jeden untersuchten Text und jede Fragestellung ist schließlich immer wieder neu zu überlegen, wie man philologische, literaturtheoretische, kulturwissenschaftliche und historische Perspektiven sinnvoll miteinander verbinden kann.

Welche Zusatzqualifikationen sollte man schon während des Studiums erwerben, die für Ihren jetzigen Beruf nützlich oder essentiell sind?

Man sollte unbedingt zusätzliche Sprachkenntnisse erwerben. Das habe ich in meiner Studienzeit nicht getan und bereue es nun.

Gibt es etwas im Studium, das Ihnen besonders in Erinnerung geblieben ist?

Mein Studium hat mich stark geprägt und entsprechend habe ich sehr viele besondere Erinnerungen daran. Die allermeisten Seminarräume in der Rostlaube verbinde ich etwa mit bestimmten Lehrveranstaltungen und den Diskussionen, die darin stattgefunden haben. Insbesondere der J-Gang, auf dem wir als Studierende vor dem damaligen studentischen Café am Institut für Deutsche und Niederländische Philologie, dem „Goetropa“, viele Stunden mit Gesprächen verbracht haben, ist für mich ein besonderer Ort. Es liegt bestimmt nicht zuletzt auch daran, dass die Rostlaube zu meinen Berliner Lieblingsgebäuden gehört.

Die meisten meiner Erinnerungen ans Studium sind positiv, weil sich in meiner Studienzeit auf besondere Weise das Intellektuelle mit dem Sozialen verbunden hat. Ich bin dankbar dafür, dass ich durch diese Zeit viele interessante und kluge Menschen kennenlernen konnte, die nicht nur mein Verständnis von Literatur geprägt, sondern mein Denken und mein Leben in ganz verschiedener Hinsicht beeinflusst und bereichert haben und das teilweise noch immer tun.

Welchen Rat würden Sie Studienanfänger*innen geben, die später ebenfalls Ihren Beruf ausüben möchten?

Natürlich lernt man im Studium zunächst fachliche Grundlagen, die auch an anderen Universitäten so oder so ähnlich vermittelt würden, aber etwa ab der fortgeschrittenen Aufbauphase des Studiums wird man von den Arbeitsweisen und den Themen, die das spezifische Profil des jeweiligen Fachs an der eigenen Universität ausmachen, stark geprägt. Diese Prägung bildet eine wichtige Grundlage für das eigene wissenschaftliche Arbeiten. Allerdings sollte man sich im Klaren darüber sein, dass auch an anderen Orten gute Forschung entsteht. Die Paradigmen und Diskurse, die dort von zentraler Bedeutung sind, aber aus der eigenen Perspektive vielleicht weniger relevant erscheinen, sollte man keinesfalls ignorieren oder marginalisieren. Wie interessant und bereichernd das Kennenlernen anderer wissenschaftlicher Denkweisen sein kann, konnte ich entdecken, als ich gleich nach meinem Studium an der FU als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Universität Göttingen arbeiten konnte. Dort bin ich mit einer ganz anderen Tradition des philologischen Arbeitens in Berührung gekommen. An der Universität Zürich, wo ich später als wissenschaftliche Assistentin gearbeitet habe, habe ich wiederum neue und sehr spannende Arten, Literatur zu betrachten, kennengelernt. Sich auf andere Perspektiven einzulassen, ist natürlich immer auch eine Herausforderung, aber meine Arbeit hat in beiden Fällen sehr von der Horizonterweiterung profitiert. Deshalb kann ich nur empfehlen, schon frühzeitig über die Grenzen der eigenen Universität hinauszublicken. In Berlin ist das glücklicherweise sehr gut möglich, weil man auch Veranstaltungen an der HU und an der Universität Potsdam besuchen kann.